Flaschen-Flut im Prenzlauer Berg: Als Stromkasten zur Müllhalde verkommt, wird ein Anwohner kreativ
Berlin - Ein Stromkasten im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg wird seit geraumer Zeit munter für die Ablage von Altglas zweckentfremdet. Ein Anwohner hat gegen die zunehmende Vermüllung die Initiative ergriffen.
Von alten Gewohnheiten verabschiedet der Mensch sich bekanntlich nur ungern. Man erinnere sich nur an die eigene Schulzeit zurück: Der in der ersten Unterrichtsstunde rein zufällig gewählte Sitzplatz blieb dies zumeist auch bis zum Ende des Schuljahrs - wenn nicht gar bis zum Abschluss der Schullaufbahn!
So verwundert es kaum, dass ein abgeschaffter Glascontainer an der Schwedter Straße im Prenzlauer Berg - nur einen Steinwurf vom Mauerpark entfernt - für die offenbar immer durstigen Berliner noch lange nicht bedeutet, ihr Leergut fortan nicht mehr am altbewährten Platz abzustellen.
Grün, braun und weiß schillert die Flaschen-Flut seither auf, unter und neben dem Stromkasten und fügt dem rot-weißen Union-Berlin-Anstrich noch einige Farbfacetten hinzu.
Und das ausgerechnet im sonst so wohlgeordneten Prenzlauer Berg, wo die Straßen dank Hyper-Gentrifizierung so blitzeblank gefegt sind wie im Schwabenländle (woher ein nicht unbeträchtlicher Teil der Neu-Bewohner ja auch stammt)!
"Ein paar Gläser zu viel", schreibt "Notes of Berlin" augenzwinkernd zu dem Bild, das auf dem gleichnamigen Instagram-Kanal veröffentlicht wurde. Ähnliches mag sich ein gehörig genervter Anwohner gedacht haben, der kurzerhand zu Filzstift und Bastelschere griff.
Müll-Beschwerde bei "Notes of Berlin": Ist das Kunst oder kann das weg?
Das Ergebnis ist ein leuchtend-oranges Plakat, das auf den Ostberliner Problemkasten gepappt wurde: "Liebe Nachbarn und Mitmenschen. Stopp: Hier ist kein Platz für Müll!", ist dort zu lesen. "Das ist kein Glascontainer oder Müllstellplatz. Die Glascontainer wurden dauerhaft vom Standort abgezogen."
Netterweise hat der Verfasser auch gleich die Standorte der nächstgelegenen Container mit auf das Plakat geschrieben. Was ein Kundenservice!
Auch der interessierte Betrachter, der sich der Problematik eher aus einer kunsthistorischen Perspektive nähert, wird nicht außen vor gelassen. Denn das ästhetische Werturteil liefert der wütende Anwohner gleich mit: "Nein, das ist keine Kunst, und ja, das darf weg!" Wäre das also auch klargestellt.
Ob der engagierte Einsatz des anonymen Plakate-Malers von Erfolg gekrönt sein wird, muss indes die Zukunft zeigen. Denn in Sachen Ordnungsliebe und Gesetzestreue können die Berliner den Häuslebauern aus dem Süden des Landes noch (!) nicht das Wasser reichen.
Titelfoto: Screenshot/Instagram/notesofberlin