Bezirk opfert 37 Parkplätze und rettet Bäumen so das Leben: Ob dieses Experiment fruchtet?

Berlin - Statt "störende" Bäume abzusägen, hat das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg eine Alternative parat. Ob "grüne Gullys" das Berliner Problem an den Wurzeln packen können?

Bäume drücken mit ihren Wurzeln in der Ruhlsdorfer Straße in Friedrichshain-Kreuzberg den Asphalt hoch.
Bäume drücken mit ihren Wurzeln in der Ruhlsdorfer Straße in Friedrichshain-Kreuzberg den Asphalt hoch.  © SGA

Die Ruhlsdorfer Straße ist ein Paradebeispiel für eine stadtbekannte Misere.

Insbesondere auf dieser Straße haben die grünen Riesen nicht ausreichend Platz, um sich zu entfalten, wie das Bezirksamt am Montag mitteilte.

Weil die Wurzeln unterhalb der asphaltierten Flächen massiv unter Druck stehen, drücken diese die Gehwege nach oben, machen Radwege zu Holperpisten, verschieben die Bordsteine und sprengen den Asphalt.

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Nun erhofft sich der Bezirk unter anderem von einer "Erweiterung der Baumscheiben" und Bodensensoren die Lösung. Mehrere Bereiche in der Straße sollen entsiegelt, also vom Asphalt freigelegt werden. Dadurch soll den Wurzeln mehr Platz zur Verfügung gestellt werden.

Dafür werden 37 bisherige Parkplätze in der Ruhlsdorfer Straße genutzt. Acht der dortigen Bäume können durch diese Maßnahme vor dem Abholzen bewahrt werden.

Friedrichshain-Kreuzberg gibt Parkplätze für Bäume frei

Mit einer Karte informiert das Straßen- und Grünflächen­amt (SGA) über die Bereiche, die von dem Projekt betroffen sind.
Mit einer Karte informiert das Straßen- und Grünflächen­amt (SGA) über die Bereiche, die von dem Projekt betroffen sind.  © SGA

Durch die vergrößerte Fläche für die grünen Riesen kann zudem mehr Regenwasser versickern. Das hilft den Bäumen dabei, längere Trockenperioden zu überstehen. "Grüne Gullys" sollen das Regenwasser vorübergehend sammeln und nur bei Starkregen in die Kanalisation abgeben.

Auch die dort stehenden Japanischen Schnurrbäume profitieren von dem Projekt. Mehr Wasser und Luft an den Wurzeln lässt sie resistenter werden, wie das Straßen- und Grünflächen­amt (SGA) informierte.

Des Weiteren sollen sogenannte "Zugversuche" an den Bäumen zeigen, ob die Entsiegelung Auswirkungen auf ihre Standfestigkeit hat. Bodensensoren überwachen zudem, wie sich die Feuchtigkeit im Boden entwickelt. Die Ergebnisse sind wichtig für künftige Maßnahmen.

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"Gesunde Bäume spenden Schatten, fördern die Artenvielfalt und tragen zur Verbesserung des Klimas bei", resümierte die Bezirksstadträtin für Verkehr, Grünflächen, Ordnung und Umwelt, Annika Gerold (Grüne).

Titelfoto: SGA (Bildmontage)

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