Liebespost aus der U-Bahn: Wer steckt hinter "Notes of Berlin"?
Berlin - Viele kennen die kuriosen Zettel-Aushänge aus Berlin. Doch wer steckt eigentlich hinter der Instagram-Seite "Notes of Berlin"? TAG24 hat mit Joab Nist, Blogger, Autor und Gründer, gesprochen.
Mit bis zu einer Million Seitenaufrufen pro Monat und über 550.000 Social-Media-Abonnenten gehört "Notes of Berlin" zu den am meisten gelesenen Blogs in Deutschland. Auf Instagram hat die Seite fast 400.000 Follower.
Darauf finden sich unzählige kleine, meist handgeschriebene Notizen mit unterschiedlichsten Botschaften aus der Hauptstadt, wie zum Beispiel "Hallo Rawa! Melde dich! Du wirst Vater".
Mit der Notizensammlung soll das Lebensgefühl der Berliner für die nächsten Generationen archiviert werden. Damit ist "Notes of Berlin" eine Hommage an all die Zettel, die die Großstadt täglich im Berliner Alltag hinterlässt.
Pro Tag erreichen Joab Nist zehn bis 15 Einsendungen aus allen Ecken. Die Menschen würden aus dem Affekt heraus reagieren – und genauso soll es auch sein: Jeder soll mitmachen, als lebendige Dokumentation der Stadt. Traurige, plakative und humorvolle Aushänge sind besonders beliebt. Die Nachrichten, die in ihrer Formulierung einzigartig sind und Neugier wecken, werden von "Notes of Berlin" veröffentlicht und der Zettelsammlung hinzugefügt.
Aushänge, die Kopfkino auslösen, sind Joab am liebsten. Zettel, die einen an der Lebensgeschichte besonders persönlich teilhaben lassen, ganz nach Berliner Schnauze: "Hi Nachbarn! Wir feiern heute lange. Morgen früh daher Ruhe im Haus!", erregen auch die Emotionen der Leser.
"Notes of Berlin" zeigt Einblicke in persönliche Geschichten der Stadt
Mit einem Liebeszettel an Johanna aus der Berliner U-Bahn fing alles an
Die erste Nachricht, die Wahlberliner Joab damals ins Auge fiel, war von einem verzweifelten Mann aus Prenzlauer Berg, der nach einer gewissen Johanna suchte. Dieser Zettel hat den Gründer von "Notes of Berlin" dazu bewogen, seine Idee zu verfolgen und die Sammlung der Zettel zu starten.
Mit dem süßen Gesuch konnte Joab sich identifizieren. "Wer kennt es nicht? Das sind Begleiterscheinungen einer anonymen Großstadt", stellt der Berliner fest.
So ähnlich ging es auch Felix aus Berlin, der Johanna, in die er sich verguckt hatte, kurzerhand per Zettelnachricht suchte. Der Verliebte hatte es geschickt angestellt und rund 50 Notizen in den U-Bahnhof am Prenzlauer Berg geklebt. Somit war die Liebesbotschaft für die junge Frau nicht zu übersehen.
Sie meldete sich daraufhin bei dem jungen Mann. Die beiden hätten zwar nicht geheiratet, aber sich zumindest einmal wiedergesehen, wie Johanna Joab zehn Jahre später berichtete. "Über das Internet hätte es so wahrscheinlich nicht funktioniert", spekuliert "Notes of Berlin"-Erfinder stolz darüber, Menschen mit seinem Lebenswerk zu erreichen.
Die nächste, bereits seit einigen Wochen ausverkaufte Show von "Notes of Berlin" findet am 21. Februar in Berlin im Theater "Bar jeder Vernunft" statt. Es gibt aber noch Tickets für die Show im Tipi am Kanzleramt am 15. April.
Titelfoto: notesofberlin.com, Nina Maul (Bildmontage)