Völkermord-Rede bei Berlinale: Jetzt ermittelt der Staatsschutz

Von Andreas Heimann und Lisa Forster

Berlin - Nach einer Berlinale-Veranstaltung, bei der von Völkermord an den Palästinensern die Rede war, ermittelt der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts.

Bei der Berlinale hat es am vergangenen Samstag erneut einen Eklat zum Israel-Krieg gegeben.
Bei der Berlinale hat es am vergangenen Samstag erneut einen Eklat zum Israel-Krieg gegeben.  © Jens Kalaene/dpa

Der Vorgang werde geprüft, sagte ein Sprecher der Berliner Polizei. Der Staatsschutz ist für politische Straftaten zuständig. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.

Der Regisseur Jun Li (33) hatte am Samstagabend in der Bildungseinrichtung Urania eine Rede des Schauspielers Erfan Shekarriz vorgelesen, der in seinem Film "Queerpanorama" mitspielt. Der Film wurde am Samstag im Rahmen des Festivalprogramms gezeigt, wie eine Berlinale-Sprecherin sagte. Er läuft nicht im Wettbewerb, sondern in der Sektion "Panorama".

Ein Videomitschnitt mit Teilen der Rede war in sozialen Medien zu sehen. In dem Redebeitrag hieß es, Millionen von Palästinensern erstickten unter Israels brutalem Siedlerkolonialstaat.

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Die deutsche Regierung und ihre Kulturinstitutionen, einschließlich der Berlinale, leisteten ihren Beitrag zur Apartheid, zum Völkermord und dem brutalen Auslöschen des palästinensischen Volkes. Als Reaktion aus dem Publikum gab es zustimmende, aber auch deutlich kritische Zwischenrufe.

In dem Beitrag war außerdem die umstrittene propalästinensische Parole "From the river to the sea, palestine will be free" zu hören. Mit dem Satz ist gemeint, es solle ein freies Palästina geben auf einem Gebiet vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer - dort, wo sich jetzt Israel befindet.

Berlinale-Chefin Tricia Tuttle bedauert Vorfall, Zentralrat der Juden fassungslos

Berlinale-Intendantin Tricia Tuttle (55) hat sich nach dem Vorfall entschuldigt.
Berlinale-Intendantin Tricia Tuttle (55) hat sich nach dem Vorfall entschuldigt.  © Christoph Soeder/dpa

Die Intendantin des Filmfestivals, Tricia Tuttle (55), teilte mit, die Berlinale bedaure den Vorfall außerordentlich. "Wir haben unsere Gäste im Vorfeld darauf hingewiesen, welche politischen Äußerungen besonders sensibel und welche möglicherweise strafbar sind."

Der Zentralrat der Juden in Deutschland schrieb auf der Plattform X mit Blick auf den Berlinale-Vorfall und die islamistische Terrororganisation Hamas: "Dass zu Hamas-Parolen Beifall aufbraust, macht fassungslos. (...) Wir gehen davon aus, dass ein solches Verhalten entsprechend sanktioniert wird."

Der Vorfall weckt Erinnerungen an die Preisverleihung 2024, als einzelne Preisträger auf der Bühne das Vorgehen Israels massiv kritisiert hatten, ohne den Terrorangriff der islamistischen Hamas vom Oktober 2023 zu erwähnen.

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In Statements war damals auch die Rede von Apartheid im Zusammenhang mit der Situation in den von Israel besetzten Gebieten sowie von Genozid (Völkermord) mit Blick auf das Vorgehen der Armee in Gaza.

Dieses Mal hatte Tuttle schon bei der Eröffnungsgala ein Zeichen gesetzt, indem sie auf dem roten Teppich ein Foto der israelischen Geisel David Cunio (34) trug.

Titelfoto: Jens Kalaene/dpa, Christoph Soeder/dpa (Bildmontage)

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