Theaterstück über Stasi-Spionin kommt nach Berlin: Darum ist diese Aufführung so besonders!

Berlin - Das Doku-Theaterstück "Monika Haeger - Inside Stasi" von Nicole Heinrich erzählt vom Verrat und dem Doppelleben einer Stasi-Spionin - und wirft Fragen auf, die aktueller nicht sein könnten. Im Gespräch mit TAG24 verriet die Regisseurin, warum der Aufführungsort in Berlin so besonders ist.

Autorin und Regisseurin Nicole Heinrich kommt mit ihrem Theaterstück erstmals nach Berlin.  © TAG24, Nicole Heinrich (Bildmontage)

"Auf diesem Stuhl könnte sie gesessen haben", sagt Nicole Heinrich beim Vor-Ort-Termin im Haus 22 der Stasi-Zentrale in Lichtenberg, damals "Kernpunkt der Macht", wie die Hamburgerin es nennt.

Die Rede ist von Monika Haeger (1945-2006), die zu DDR-Zeiten als inoffizielle Stasi-Mitarbeiterin und überzeugte Sozialistin nicht davor zurückscheute, auch enge Freundinnen wie die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley (1945-2010) ans Messer zu liefern.

Nicole Heinrich wird beim Studieren von Akten auf die damalige Spionin aufmerksam - und ist fasziniert. Dann stößt sie auf ein Fernseh-Interview, das Haeger im Jahr 1990 dem ARD-Magazin "Kontraste" gab. "Sie sah so unscheinbar aus. Man fragte sich: Wie kann so jemand so böse sein?", fragt Heinrich.

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Der Stoff lässt die Autorin nicht los, bald entsteht die Idee, daraus ein dokumentarisches Theaterstück zu machen. Drei Jahre recherchiert Nicole Heinrich, spricht mit Zeitzeugen und Opfern der SED-Diktatur. Ihre Stimmen sind in Heinrichs Ein-Personen-Stück als Tonbandaufnahmen zu hören und bilden ein Gegengewicht zur Regime-Treue der Monika Haeger (gespielt von Anja Kimmelmann).

Auch wenn das Stück DDR-Unrecht in seinen unterschiedlichen Spielarten aufzeigt - von sozialistischen 'Speziallagern' über inhaftierte Ausreisewillige bis hin zu Mauertoten -, bleibt die seine Kernfrage absolut gegenwärtig: Heiligt die Überzeugung, auf der richtigen Seite zu stehen, tatsächlich alle Mittel? Heinrich nennt das die "Haeger-Haltung".

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Ein Blick auf die Bühne in Haus 22 der ehemaligen Stasi-Zentrale.  © Nicole Heinrich

"Monika Haeger - Inside Stasi": Aufführungen in Berlin

Schauspielerin Anja Kimmelmann spielt die Stasi-Spionin Monika Haeger.  © Nicole Heinrich (Bildmontage)

Dabei sieht die Regisseurin ihre Protagonistin durchaus nicht nur als Täterin, sondern auch als Opfer ihrer Umstände. Monika Haeger wurde früh von der Mutter verstoßen und wuchs fortan in den berüchtigten Kinderheimen des sozialistischen Staates auf.

"Sie hat den Verrat von klein auf gelernt", betont Nicole Heinrich, die selbst Tochter von DDR-Flüchtlingen ist.

Besonders wichtig sind der Theatermacherin deshalb auch die Vorstellungen für Schulklassen, die das Stück in einer altersgerechten Fassung zeigen. Viele Kinder und Jugendliche würden dadurch erstmals etwas über dieses Kapitel der Geschichte erfahren. "Es ist schade, dass viele Schüler gar nicht wissen, was in ihrer eigenen Stadt passiert ist", so Heinrich.

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Mit der Inszenierung ihres Stückes in der ehemaligen Stasi-Zentrale im Rahmen der Feierlichkeiten zu 35 Jahre Mauerfall will Heinrich den geschichtsträchtigen Räumen "ein Stück Demokratie zurückgeben". Sie ist überzeugt: "Mielke und Honecker würden sich im Grabe umdrehen."

Aufgeführt wird "Monika Haeger - Inside Stasi" am Samstag, 9. November, ab 19 Uhr, und am Sonntag, 10. November, ab 16 Uhr, in Haus 22 der ehemaligen Stasi-Zentrale an der Ruschestraße 103. Der Eintritt ist frei. Die Veranstalter bitten um eine kurze Anmeldung per Mail an: stasi-theater@web.de. Weitere Infos unter: nicoleheinrich.com.

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