Berlin - Schwere Vorwürfe gegen das Berliner Ensemble: 16 aktuelle und ehemalige Mitarbeiterinnen berichten von Horror-Jobbedingungen, Mobbing und Machtmissbrauch an dem renommierten Theater in Berlin. Betroffen sind demnach vor allem Mütter.
Ein großer Teil der früheren Angestellten, die sich mit ihrem Anliegen an den "Spiegel" gewandt haben, besteht aus Maskenbildnerinnen und/oder Müttern.
Maskenbildnerinnen sind in der Theaterhierarchie eher am unteren Ende angesiedelt - und sollen am Berliner Ensemble unter dem autokratischen Regime ihrer Vorgesetzten gelitten haben.
Auf alleinerziehende Mütter soll in der Maskenabteilung des Theaters keinerlei Rücksicht genommen worden sein. Stattdessen wurde dem Bericht zufolge ständige Verfügbarkeit gefordert, unabhängig von Tageszeit, Wochentag oder Ferienzeit.
Arbeitsrechtlich seien die Anforderungen oft fragwürdig gewesen, schildern die Maskenbildnerinnen. Wer etwa an einem freien Tag Berlin verlassen wollte, habe dafür eigens Urlaub beantragen müssen.
Zu dem permanenten Druck kam bei einigen die Angst, ins Fadenkreuz ihrer Vorgesetzten zu geraten - und damit den eigenen Job zu riskieren. Mitarbeiterinnen seien von besagter Chefin regelmäßig angebrüllt und zur Schnecke gemacht worden, hieß es im "Spiegel".
Eine alleinerziehende Mutter schilderte einen Vorfall so: "Es gab eine Zeit, in der sie mich ins Büro zitiert, die Tür geschlossen und mich minutenlang angebrüllt hat, fast jeden Tag, weil ich bestimmte Arbeitsanweisungen ihrer Meinung nach nicht erfüllt habe."
Berliner Ensemble weist Anschuldigungen zurück
Die hier zitierte Theaterangestellte wurde schließlich krank unter dem permanenten psychischen Druck und suchte sich Hilfe bei Fachleuten. Auch die Psychologin wertete die Vorfälle am Berliner Ensemble als Mobbing.
Bereits Juni 2023 wandten sich elf Mitarbeiterinnen laut eigener Aussage an die besagte Chefin. Als dies ohne Erfolg blieb, wurde im April 2024 Intendant Oliver Reese (61) miteinbezogen. Dieser erklärte gegenüber dem "Spiegel", dass es in der Folge Workshops und Gespräche gegeben habe. Beschwerden seien dabei aber ausgeblieben.
Doch auch in anderen Bereichen sei das Berliner Ensemble ein streng hierarchischer Apparat. "Wir wollen so feministisch und frauenrechtlerisch sein am Berliner Ensemble, treten aber die Rechte unserer Frauen mit Füßen", klagte eine ehemalige Angestellte.
Führungsfiguren wie Intendant Oliver Reese wird vorgeworfen, das System des Machtmissbrauchs nicht unterbunden zu haben. Das Berliner Ensemble weist bis jetzt alle Vorwürfe konsequent zurück.
Stattdessen erklärte das Theater, gerade auf die Bedürfnisse von Müttern werde mit flexiblen Arbeitszeitmodellen Rücksicht genommen.