Schach statt Sterni: 38-Jähriger zockt täglich vor einem Späti gegen Fremde

Berlin - Typisch untypisch Berlin - ein Spiel, ein Ort und keine Beschwerden. Schach bietet einige Vorteile gegenüber dem üblichen Abendlärm vor einem Berliner Späti.

Wolf Bōese (38) spielt seit mehreren Jahren mit fremden Menschen Schach vor einem Späti in Berlin.
Wolf Bōese (38) spielt seit mehreren Jahren mit fremden Menschen Schach vor einem Späti in Berlin.  © Hannes P. Albert/dpa

64 Felder, 32 Figuren und zwei Farben: Schwarz und Weiß. Ein Späti lädt in Berlin zum Schachspielen ein - spätestens seit der Netflix-Serie "Das Damengambit" ist der Denksport wieder hip.

Wolf Bōese (38) sitzt beinahe täglich und bei jedem Wetter vor dem auf den ersten Blick gewöhnlich wirkenden Laden in Prenzlauer Berg und spielt mit fremden Menschen Schach.

Seine Mitspieler sind ganz unterschiedlicher Herkunft: Jugendliche, Straßenzeitungsverkäufer und Touristen. Für ihn stehe das "gemeinsame Entdecken und Spiel" im Mittelpunkt, erzählt Bōese der Deutschen Presse-Agentur, während er vier mitgebrachte Schachbretter auf den zwei Biertischen ausklappt.

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Seit zwei Monaten ist Bōese ab 19 Uhr regelmäßig vor dem Späti auf der Schönhauser Allee anzutreffen. "Ab sieben ist reserviert", sagt er. Derweil stellt er Springer, Bauern, Turm und Dame auf die Felder.

Menschenansammlungen vor Spätis haben in Berlin eher einen negativen Ruf. Doch laut Bōese gab es bisher keine Beschwerde von Anwohnern. Das dürfte daran liegen, dass schachspielende Menschen in der Regel weniger Bier trinken und leiser sind.

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Die Idee für die öffentlichen Schachpartien kam Wolf Bōese während der Corona-Pandemie.
Die Idee für die öffentlichen Schachpartien kam Wolf Bōese während der Corona-Pandemie.  © Hannes P. Albert/dpa

Ursprünglich kommt Bōese aus einem kleinen Ort in Brandenburg. Vor 13 Jahren zog er nach Berlin. Er arbeitet in der Hauptstadt als selbstständiger Digital Designer und verbringt berufsbedingt viel Zeit vor dem Computer.

Die Idee für die Schach-Veranstaltungen kam ihm während der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Isolation.

Bōese fing an, spazieren zu gehen und fremde Menschen zu fragen, ob diese mit ihm Schach spielen möchten. Der Name für seine Veranstaltungen, "Stranger Chess", Schach mit Fremden, war geboren.

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Und die Idee blieb nicht unentdeckt: Anfang des Jahres blickte das Magazin "Exberliner" auf das Schachspiel vorm Späti mit dem Titel "Where beer and bishops meet", zu Deutsch: "Wo sich Bier und Läufer treffen".

Titelfoto: Hannes P. Albert/dpa

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