Rammstein-Konzerte in Berlin: Kultursenator weist Verbot zurück
Berlin - Mit Blick auf Proteste gegen drei in der Hauptstadt anstehende Rammstein-Konzerte hat der Berliner Kultursenator Joe Chialo (53, CDU) Forderungen nach einem Verbot der Auftritte erneut zurückgewiesen.
"Die Forderung ist emotional verständlich, rechtlich gibt es keinen Hebel", sagte der CDU-Politiker kurz vor den Konzerten.
Die Band spielt im Rahmen ihrer Europa-Tour am Samstag, Sonntag und Dienstag (15./16./18. Juli) im jeweils mit mehr als 60.000 Tickets ausverkauften Olympiastadion. Gegen die Auftritte sind Proteste angekündigt.
Mehrere Frauen hatten - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann (60) erhoben. Lindemann hatte Vorwürfe gegen sich zurückgewiesen. Seine Interessen lässt er anwaltlich vertreten.
Nach Berichten über die Vorwürfe hat die Staatsanwaltschaft Berlin ein Ermittlungsverfahren gegen Lindemann eingeleitet. Erhält die Staatsanwaltschaft Kenntnis vom Verdacht einer Straftat, muss sie ermitteln. Medienberichte können dafür der Auslöser sein. Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung.
Der bekennende Rammstein-Fan Chialo meidet nun die Berliner Konzerte. Zur Begründung verweist er auf jüngste Etatverhandlungen.
"Dies hat Kraft und vor allem Zeit gekostet, manch Wichtiges ist dabei viel zu kurz gekommen", sagte Chialo der dpa. "Das Wochenende gehört daher der Familie."
Kultursenator Joe Chialo sieht keine rechtliche Grundlage für Verbot
Bereits zuvor hatte Chialo der dpa gesagt: "Ich stehe immer auf der Seite der Opfer, ganz klar, und nehme die Vorwürfe dieser Frauen sehr ernst." Auf der anderen Seite gelte die Unschuldsvermutung.
"Ich habe das Gefühl, dass gerade die Geschwindigkeit der Ereignisse alles zu einer besonderen Herausforderung macht." Chialo warnte auch vor übereilten Forderungen. "Ich bin sehr vorsichtig, aus diesem Spin immer gleich Handlungsanleitungen abzuleiten."
Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus wollen vom Parlament konkrete Maßnahmen für mehr Schutz vor sexistischer und sexualisierter Gewalt auch bei Großveranstaltungen. Parlamentsvize Bahar Haghanipour (39) sieht strukturellen Machtmissbrauch auch in der Veranstaltungsbranche.
"Das Recht auf ein gewaltfreies Leben ist auch eine Frage der inneren Sicherheit. Die Politik steht in der Pflicht, Maßnahmen zu ergreifen und für Veranstaltungen Sicherheitskonzepte mit Awareness-Strukturen verpflichtend zu machen", sagte sie der dpa.
Titelfoto: Axel Heimken/dpa