Q&A vor der Berliner Fashion Week: "Bei lächelnden Models gruselt es mich!"

Berlin - Was passiert eigentlich bei Modenschauen - also außer, dass Models über den Laufsteg schreiten? Die Designer mit den größten Shows bei der Berliner Fashion Week, die am 5. Februar losgeht, haben ein paar wichtige Fragen beantwortet.

Am gestrigen Freitagabend hat Designer Harald Glööckler (58, r.) im Rahmen der kommenden Fashion Week seine neue Modekollektion neben Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (51, CDU) vorgestellt.
Am gestrigen Freitagabend hat Designer Harald Glööckler (58, r.) im Rahmen der kommenden Fashion Week seine neue Modekollektion neben Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (51, CDU) vorgestellt.  © Jens Kalaene/dpa

Die wenigsten Normalos dürften wohl mal bei einer Show dabei gewesen sein. Modelsendungen im deutschen Fernsehen zählen nicht. Also:

Wer sitzt bei den Shows der Berliner Fashion Week in der ersten Reihe?

In den bekannteren Modemetropolen trifft sich die prominente Elite in der ersten Reihe (und auf dem Laufsteg). In Paris tauchten im Sommer etwa Stars wie Kylie Jenner (26) oder große Modenamen wie die US-Vogue-Chefin Anna Wintour (74) auf. Sängerin Doja Cat (28) sprengte das Internet mit ihrer Fliegenpilz-Optik - ihr Oberkörper war mit roten Strasssteinen besetzt.

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In Berlin sah es in den vergangenen Jahren in der ersten Stuhlreihe hingegen eher mau aus. Zu MarcCain kommt in diesem Jahr immerhin die "Desperate Housewives"-Schauspielerin Teri Hatcher (59).

"Eine Frontrow zu besetzen, ist für eine Show sehr wichtig, wir machen das ja alles nicht zum Spaß", sagt etwa Designer Kilian Kerner. "Witzig" finde er die unzähligen Anfragen von Normalos, die "fünf Tickets für die Frontrow wollen". "Da frage ich mich immer, wo die Leute ihr Selbstbewusstsein herholen. Das sind nämlich immer Leute, die da nichts zu suchen haben."

Wer dort stattdessen hingehört, sind Promis, Kunden und Gäste von Kooperationspartnern - aber zunehmend auch Influencer und natürlich die Presse, wie Designer Marcel Ostertag (45) sagt.

Fashion Week in Berlin: Das Model steht nie im Vordergrund

Auch das Model Amanda Lepore (56) zeigte sich beim 30. Jubiläum der "Pompöös"-Modemarke.
Auch das Model Amanda Lepore (56) zeigte sich beim 30. Jubiläum der "Pompöös"-Modemarke.  © Jens Kalaene/dpa

Warum liegen an den Plätzen Goodie-Bags mit Geschenken für die Gäste?

Ein Taschenspiegel, ein Haarstyling-Set und eine Quaste mit Glitzerpuder - das sind etwa die "Goodies", die man in einer kleinen Tasche am eigenen Sitzplatz vor einer Show vorfindet.

Wenn das Glitzerpuder zu hell ist oder keine Haare auf dem Kopf übrig sind, um das Haarspray sinnvoll aufbrauchen zu können, freut sich vielleicht das eigene Umfeld - nur die Umwelt nicht. "Ich persönlich stehe nicht mehr so wirklich auf Goodie Bags. Aus Nachhaltigkeitsgründen verzichte ich darauf", sagt Kerner. "757 Produkte zum Schminken brauche ich jetzt nicht."

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Die Beutelchen sind für Designer natürlich auch eine Werbefläche für die Partner, mit denen sie kooperieren. "Bei mir gibt es immer Goodie-Bags", sagte die österreichische Designerin Rebekka Ruetz der Deutschen Presse-Agentur. In ihren Wundertüten gab es auch schon Tennissocken oder kleine Armbänder, die gleichzeitig auf dem Laufsteg zu sehen waren - von Schuh- und Schmuckfirmen, mit denen sie zu dem Zeitpunkt kooperierte. "Ich würde auch gerne mal wissen, was andere Designer so in ihren Goodie-Bags anbieten."

Warum schauen Models meistens so ernst drein auf dem Catwalk?

Sie laufen auf und ab und haben eine coole Miene, egal, wie eigenartig ihr Outfit manchmal aussehen mag. Selten wird mal gelächelt, aber warum eigentlich? "Ich sage meinen Models vor Ihrem Auftritt, dass sie meine modernen Amazonen sind und meine Kollektionen als selbstbewusste, coole und taffe Frauen präsentieren", sagt Ruetz. Die Models sollen Spaß haben, aber nicht lächeln: "Bei lächelnden Models kommen mir immer Schönheitswettbewerbe in den Sinn, da gruselt es mich." Auch Kerner bevorzugt neutrale Gesichtsausdrücke.

"Es steht nie das Model im Vordergrund, sondern das, was sie tragen. Alles andere als Neutral lenkt da nur ab."

Designer Harald Glööckler (58) hat am Freitagabend in Berlin seine neue Modekollektion vorgestellt. Die Show markierte das 30. Jubiläum der "Pompöös"-Modemarke. Bei der "Couture Show" präsentierten extravagant gestylte Models wie die US-Modeikone Amanda Lepore (56) in Anwesenheit von prominenten Gästen wie Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (51, CDU) die Schöpfungen des 58-Jährigen.

Titelfoto: Jens Kalaene/dpa

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