Myfest erneut abgesagt: "Vom Bezirk abgewürgt"

Berlin - Über die Absage des großen Straßenfestes MyFest am 1. Mai in Berlin-Kreuzberg ist ein Streit zwischen den Betreibern und dem Bezirk ausgebrochen.

Das MyFest ist bei Berliner und Touristen beliebt
Das MyFest ist bei Berliner und Touristen beliebt  © Bernd von Jutrczenka/dpa

Der Veranstalterverein warf Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (38, Grüne) laut Medienberichten vom Dienstag in einem offenen Brief "bezirkliche Hinhaltepolitik" und "fehlende Unterstützung" vor. Daher müsse der Verein das Fest nun eine Woche vor dem üblichen Termin absagen.

Der Vereinsvorsitzende Halis Sönmez schrieb laut "Berliner Morgenpost", nach langen Vorbereitungen habe Herrmann ihm im März erklärt, "dass die Anwohner keine Versammlung Myfest wollten, die Versammlung auch nicht rechtlich gedeckt sei sowie die verbleibende Zeit von neun Wochen für die nötigen Genehmigungen des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg auch nicht mehr ausreiche".

Herrmann habe mit ihren "amtlichen Machtbefugnissen" sowie "formalen und unglaubwürdigen Finessen" das Stadtteilfest abgewürgt.

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Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg erwiderte am Dienstag, der Organisationsverein habe das MyFest "nicht als Veranstaltung angemeldet". Das sei aber notwendig, weil es keine politische Demonstration, sondern ein Fest mit Bühnen und Essensständen sei. Notwendig dafür seien Rahmenbedingungen wie ein Sicherheitskonzept mit Rettungswegen.

Der Verein sei aber nicht bereit gewesen, "das Fest entlang der geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen zu planen". Stattdessen habe er gefordert, rechtliche Vorschriften zu umgehen und Geld unsachgemäß zu verwenden. "Die Forderung des Vereins an das Bezirksamt, Zuschüsse in Höhe von bis zu 200.000 Euro ohne prüffähigen Antrag an den Verein auszuschütten, ist nicht akzeptabel."

MyFest lockte Zehntausende Besucher an

Das MyFest war 2003 gegründet worden, um zu verhindern, dass die 1. Mai-Demonstration mit den üblichen Gewaltausbrüchen durch die Oranienstraße in Kreuzberg zieht. In den folgenden Jahren wurde das Fest immer größer und lockte Zehntausende Besucher aus Berlin und dem Umland an, die den ganzen Tag und die halbe Nacht lautstark feierten, aber auch riesige Müllberge und verdreckte Grünflächen hinterließen.

Die Anwohner waren zusehends genervt. Der Widerstand gegen das Fest wuchs vor allem bei den Kreuzberger Grünen, die lieber politische Kundgebung als reine Partys auf den Straßen wollten.

Titelfoto: Bernd von Jutrczenka/dpa

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