CSD in Berlin: Laut, bunt, fröhlich, Grönemeyer und jede Menge Politik
Berlin - Hunderttausende ziehen am Samstag wieder für die Rechte der queeren Community durch die Stadt.
Die Organisatoren des 46. Christopher Street Day (CSD) erwarten bis zu einer halben Million Menschen, die unter dem Motto "Nur gemeinsam stark - Für Demokratie und Vielfalt" durch Berlin bis zur Siegessäule ziehen.
Der Musiker Herbert Grönemeyer (68) ist Special Guest. Der Sänger werde auf der Bühne der Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor dabei sein, gaben die Veranstalter bekannt.
"Er steht wie kein anderer für das diesjährige CSD-Motto "Demokratie und Vielfalt" ein", hieß es. Grönemeyer engagiere sich seit Jahrzehnten sozial und politisch, gerade auch für Land und Demokratie.
Der CSD in Berlin gilt als eine der größten Veranstaltungen der lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans-, intergeschlechtlichen und queeren Community in Europa.
In der Vergangenheit hatte der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (51, CDU) die Eröffnungsrede gehalten. Im vergangenen Jahr hatte er dabei in Aussicht gestellt, eine Bundesratsinitiative für die Aufnahme von queeren Menschen in Artikel 3 des Grundgesetzes voranzutreiben.
Hinter den Kulissen herrscht nun Verärgerung: Die CSD-Verantwortlichen hatten ihn zuletzt mehrfach gedrängt, Wort zu halten.
Morddrohungen gegen Berliner Queer-Beauftragten Alfonso Pantisano
Dass Wegner sein Wort gerne halten würde, gilt als sicher. Allerdings hat eine Bundesratsinitiative nur Erfolg, wenn es dafür in der Länderkammer eine Zweidrittelmehrheit gibt. Die ist nicht gerade wahrscheinlich - vor allem CDU-geführte Länder dürften schwer dafür zu gewinnen sein.
Berlin scheiterte zuletzt 2018 mit einem ähnlichen Vorstoß. Es wird befürchtet, dass ein erneuter Anlauf bei einem weiteren Fehlversuch nahezu aussichtslos sei. Wegner hat trotzdem angekündigt, am Samstag zu der Veranstaltung zu kommen.
Am Nachmittag ist außerdem in Neukölln die Demo "Queers for Palestine" der Internationalistischen Queer Pride (IQP) geplant, zu der 15.000 Teilnehmende angemeldet sind. Die Veranstalter des CSD äußerten sich auf Nachfrage nicht dazu, distanzierten sich aber ausdrücklich von Muslimfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus.
Unterdessen sieht sich der Berliner Queer-Beauftragte Alfonso Pantisano kurz vor dem CSD massiven Anfeindungen ausgesetzt. Er habe Morddrohungen am Telefon erhalten, schrieb Pantisano auf Instagram. "Leider nehmen diese anonymen Anrufe nicht ab."
Titelfoto: Fabian Sommer/dpa, Robert Michael/dpa (Bildmontage)