Kreuzberger Kult-Club Lido mit Lieferando-Werbung zugepflastert: Lieferdienst äußert sich

Berlin - Tempora mutantur – die Zeiten ändern sich. Dieses auf Ovid zurückgehende Sprichwort aus dem 16. Jahrhundert trifft auch auf Berlin zu. Das zeigt sich konkret am Beispiel des Lido.

Auch Nachtschwärmer dürften sich bei dem neuen Anblick verwundert die Augen reiben.  © Denis Zielke/TAG24

Die Fassade des Kreuzberger Kult-Clubs ist komplett von orangefarbener Lieferando-Werbung überzogen.

Auch die Brandmauer mit dem ikonischen Spruch "Fickt Eusch Allee", der die Berliner Elektropopband Großstadtgeflüster zu ihrem Evergreen "Fickt-Euch-Allee" inspirierte, blieb nicht verschont. Direkt darunter prangt ein großflächig aufgepinseltes Logo des Essenslieferanten.

Das gefällt nicht jedem. Vor zwei Wochen fragte einer entrüstet in den Google-Rezensionen: "Haben ihre gesamte Fassade an Lieferando verkauft, das ist einem Konzerthaus in F'hain echt unwürdig!"

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Der Club selbst dokumentierte - unkommentiert - die Entwicklung seines äußeren Erscheinungsbildes. Im Oktober prägten noch kreative Wandmalereien den öffentlichen Raum. Mitte November vergangenen Jahres erstrahlte die untere Hälfte des Gebäudes in Orange. Im nächsten Monat war das Werk vollendet.

Der Anblick hinterlässt viele offene Fragen. Hängt es mit Clubs in der Krise zusammen? Inflation, ein neues Ausgehverhalten und steigende Mieten bringen die Lokale im Schwierigkeiten. Die Folge: stagnierende Umsätze. Das Watergate an der Oberbaumbrücke schloss vor einem Monat mit einer zweitägigen Silvesterparty nach 22 Jahren. Auf der anderen Seite der Spree ist für die Wilde Renate Ende des Jahres Schicht im Schacht.

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Fotos auf Instagram zeigen Entwicklung der Fassade des Lido

So sah das Lido inmitten der Corona-Pandemie 2020 aus. (Archivbild)  © Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/dpa

TAG24 hakte nach, wollte wissen, was Lieferando zu der Außenwerbung am Lido sagt. Auf Nachfrage erklärte ein Pressesprecher: "Das Lido befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Lieferando-Zentrale. Wir freuen uns über die Gelegenheit, die Fassadenfläche zu gestalten und haben uns dafür an den zuständigen externen Anbieter der Fläche gewendet."

Weiter hieß es in der Stellungnahme: "Dahinter steht kein größeres Programm. Die Fläche wurde auch in der Vergangenheit für Werbung genutzt und illustriert nun seit Dezember verschiedene Lieferando-Highlights."

Ob ein Zusammenhang mit dem Clubsterben besteht, dazu wurde nichts mitgeteilt. Ebenfalls ist offen, ob es bislang Reaktionen gab und für wann ein Ende der Werbeaktion geplant ist.

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"Die Mauern des Lidos können so manche Geschichte erzählen; immer mit Stil", schreibt das Lokal über die selbsternannte "Rock-Indie-Elektro-Pop Wohnzimmercouch" auf seiner Webseite. Nun kam eine weitere hinzu.

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