Hauptstadt kein Trendziel mehr: Ist Berlin out?
Von Gregor Tholl
Berlin/Ostfildern - Deutschlands Hauptstadt Berlin ist nach Erkenntnissen der populärsten deutschen Reiseführermarke kein Trendziel mehr - anders als vor zehn Jahren.

Laut Media Control gehörte "Berlin" im Jahr 2014 zur Top-Drei der in Deutschland am häufigsten verkauften Titel der Reiseführerreihe "Marco Polo". Im Jahr 2024 war "Berlin" dagegen nicht mal mehr in den Top Ten. Wien dagegen stieg auf - von Rang neun 2014 auf Platz zwei im vergangenen Jahr.
Sogenannte Trendziele 2024 waren laut Verlag MairDumont, in dem die Reihe "Marco Polo" erscheint, Kreta, Sardinien, Lissabon und Madeira, während es zehn Jahre zuvor Berlin, Barcelona, Amsterdam und Hamburg gewesen seien.
Berlin - die Stadt von Brandenburger Tor, Museumsinsel und dem legendären Club "Berghain" - hat seit der Corona-Pandemie insgesamt weniger Touristen. Die deutsche Hauptstadt fand - anders als andere angesagte Großstädte - nicht wieder Anschluss an den Boom der Vor-Corona-Zeit.
Im Jahr 2019 wurden noch rund 14 Millionen Touristen gezählt. Im vergangenen Jahr besuchten nun rund 12,7 Millionen Menschen die Bundeshauptstadt. Immerhin: Erstmals seit 2019 verzeichnete das Gastgewerbe wieder mehr als 30 Millionen Übernachtungen.
Übernachtungen bei Freunden und Bekannten oder auch über Plattformen wie Airbnb vermittelte Ferienwohnungen sind in der Statistik nicht enthalten.
BER international nicht relevant und Berlin vielen Besuchern unsympathisch

Ein Problem Berlins ist es, keinen international relevanten Flughafen zu haben. Der BER gehört zu den wenigen großen Airports Europas, die heute nicht mindestens dasselbe Passagieraufkommen haben wie vor der Pandemie.
Touristen aus Amerika und Asien müssen für einen Berlinbesuch oft mehr Aufwand betreiben und Reisestrapazen auf sich nehmen als etwa für London und Paris, aber auch Amsterdam und Madrid, Istanbul und Rom.
Aus historischen Gründen ist Deutschlands Drehkreuzflughafen Frankfurt, daneben noch München. Das hat natürlich mit der besonderen Geschichte Berlins im geteilten Deutschland zu tun. Im Ergebnis bleibt Berlin global und international etwas abgehängt.
Im deutschsprachigen Raum, in dem der Reiseführer "Marco Polo" populär ist, ist Berlin oft umstritten. Die deutsche Hauptstadt gilt vielen keinesfalls als sehenswerteste Millionenstadt.
So ergab eine Yougov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur vor gut zwei Jahren, dass die Erwachsenen in der Bundesrepublik von den fünf deutschsprachigen Millionenmetropolen Berlin (und Köln) am wenigsten mögen. "Am sympathischsten" finden die meisten Hamburg, vor München und Wien.
Titelfoto: Fabian Sommer/dpa, Jonathan Penschek/dpa (Bildmontage)