Gewalt gegen Kinder: Jugendamt legt erschreckende Zahlen vor
Berlin - Vernachlässigung, Schläge, sexuelle Gewalt: In Berlin und Brandenburg ermittelten die Jugendämter im vergangenen Jahr in 28.056 Verfahren wegen Kindeswohlgefährdung.
Laut dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg waren 20.678 Berliner und 7.378 Brandenburger Kinder und Jugendliche betroffen. In Berlin lag die Zahl damit um 46 Verfahren höher als 2022 (plus 0,2 Prozent), in Brandenburg sank sie um 105 Verfahren (minus 1,4 Prozent).
In Berlin lag in 21 Prozent der Fälle eine akute Gefährdung vor. Das bedeutet, das eine "erhebliche Schädigung des körperlichen, geistigen oder seelischen Wohls" der Kinder bereits eingetreten war oder zu erwarten ist.
In 24 Prozent der Fälle lag eine latente Gefährdung vor, das heißt, eine tatsächliche Kindeswohlgefährdung konnte von den Jugendämtern nicht ausgeschlossen werden. Immerhin: In 55 Prozent der Fälle bestätigte sich der Verdacht nicht. Trotzdem kann in diesen Familien Unterstützung durch das Jugendamt nötig sein.
In Brandenburg wurde bei 21 Prozent der Verfahren eine akute und bei 14 Prozent eine latente Kindeswohlgefährdung festgestellt. Bei den übrigen 65 Prozent konnte keine Gefährdung festgestellt werden.
Kindeswohlgefährdung: Meist ist Vernachlässigung der Grund
In den meisten Fällen ging es laut den Statistikern um Vernachlässigung (Berlin: 6422 Fälle, Brandenburg: 1746), gefolgt von psychischen (Berlin: 2562, Brandenburg: 890) und körperlichen Misshandlungen (Berlin: 1746, Brandenburg: 552). In 422 Fällen wurden in Berlin Verfahren wegen sexueller Gewalt eingeleitet, in Brandenburg waren es 142.
Die Mehrheit der betroffenen Kinder war den Angaben nach unter 14 Jahre alt (75 Prozent in Berlin, 82 Prozent in Brandenburg), rund jedes sechste Kind sogar unter drei Jahre alt.
Häufig informieren Polizei oder Justizbehörden das Jugendamt, in anderen Fällen waren Kita, Schule oder anonyme Hinweiser der Auslöser.
Titelfoto: Annette Riedl/dpa