Vater tobt bei Fußballspiel der Berliner C-Jugend und zückt Messer: Das ist seine Ausrede
Berlin - Hässliche Szenen bei einem C-Jugendspiel in Berlin: Ein Familienvater (47) verliert beim Zuschauen die Kontrolle, würgt einen Spieler (15), zückt ein Messer, fuchtelt damit herum und bedroht andere Eltern. Am Ende muss die Polizei anrücken. Jetzt sprechen Augenzeugen über den Vorfall.

Schauplatz dieses unfassbaren Szenarios ist der George-Floyd-Sportplatz im Poststadion am vergangenen Samstag. Es spielt der Berliner Athletik Klub 07 (BAK) gegen den SC Staaken, als der 47-Jährige nach einem Foul an seinem Sohn (14) Rot sieht.
"Auf einmal ist ein Mann auf den Platz gelaufen, hat unseren Spieler am Hals gepackt und zu Boden gedrückt", schildert Jugendleiter Michael Gräßner (62) vom SC Staaken die Attacke auf den 15-Jährigen gegenüber dem RTL-Frühmagazin "Punkt 7". Demnach soll der Gegenspieler dem Sohn des Familienvaters nach der Schwalbe einen Tritt verpasst haben.
Gräßner führt weiter zu dem Tumult aus: "Dann hat der Schiedsrichter schon eingegriffen und dann kamen ganz viele andere Leute. Die haben den Mann überwältigt. Auf einmal haben sie geschrien: "Der hat ein Messer, der hat ein Messer" und "Der sticht mich ab".
Auch die Trainer schreiten ein und wollen Schlimmeres verhindern, als das Chaos ausbricht.
"Wir sind erst einmal in Richtung des Vaters gegangenen, um den Vater vom Kind zu trennen", erklärt BAK-Trainer Benjamin Borth (35). Auch hätten sie "versucht, ihm zu erklären, dass das hier Quatsch ist", ergänzt Borth und schüttelt sichtlich angefasst den Kopf: "Das war nicht möglich."
Der 15-Jährige kommt mit blauen Flecken am Hals davon, lehnt eine ärztliche Behandlung ab und wird seinen Eltern übergeben. Der Familienvater ist jedoch nicht zu bremsen: Er geht auf dem Platz einem Ersthelfer (25) an die Gurgel.
Für den BAK sei dies eine "unerwartete Reaktion" gewesen, denn die Familie des 47-Jährigen "war in den früheren Spielen immer positiv und ruhig aufgefallen", berichtet der Kölner Sender weiter.
Der Familienvater selbst sei zum ersten Mal beim Spiel seines Sohnes gewesen. "Ich habe dann sogar noch mit dem Täter gesprochen und ihn gefragt, was ihn dazu bewogen habe, so etwas zu machen", so Burak Isikdaglioglu (35) von der Nachwuchsleitung des BAK.
Daraufhin habe der Angreifer erwidert, dass er eine Panikattacke erlitten und daher die Kontrolle verloren hätte. Dieser "Ausfall" bleibt nicht ohne Konsequenzen: Der Vater bekommt lebenslanges Hausverbot aufgebrummt. Auch der Sohn ist nach Angaben des Vereins zum Schutz vom restlichen Training ausgeschlossen.
Die beiden Jugendtrainer wissen: Dieser Ausraster war keine Ausnahme. Vielmehr werde die Stimmung am Spielfeldrand immer aggressiver, wie sie seit Jahren mit Bedauern feststellen müssen. "Der Umgangston ist wesentlicher rauer geworden", merkt Gräßner im Gespräch an.
Polizeieinsatz beim Spiel des Berliner AK 07 gegen den SC Staaken
"Es gab auch schon welche, die nur versuchten, auf den Platz zu gehen." Und was sagt die Polizei zu dem Vorfall? Dazu habe sie sich vor den Kameras des Kölner Senders nicht äußern wollen.
Eine RTL-Reporterin will aber erfahren haben: Der Familienvater wurde von den Beamten befragt, nach Aufnahme der Personalien aber wieder auf freiem Fuß gesetzt. Dies bestätigte die Deutsche Presse-Agentur.
Laut Strafgesetzbuch droht ihm eine Haftstrafe von sechs Monaten bis zehn Jahren. Ob der Familienvater deshalb sein Fehlverhalten überdacht hat oder ernsthaft Reue zeigt, ist fraglich. Ebenso ist noch unklar, ob die Staatsanwaltschaft tätig wird.
Noch am selben Abend soll der 47-Jährige zum Hörer gegriffen und sich beim Verein entschuldigt haben, gibt Isikdaglioglu zu Protokoll und verrät: "Wir haben die Entschuldigung nicht angenommen. Wir haben gesagt, dass wir definitiv gegen ihn vorgehen werden."
Die beiden Opfer hingegen hätten bislang keine Anzeige erstattet, schließt "RTL" den Beitrag. Das ist auch nicht mehr nötig, denn: Die Polizei hat indes Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung gegen den Spieler und versuchter gefährlicher Körperverletzung gegenüber den Zuschauern eingeleitet.
Nun will zudem das Sportgericht des Berliner Fußball-Verbandes (BFV) am 7. Juni über die Vorgänge verhandeln.
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