Nach Böller-Exzessen in Berlin: Namensliste illegal veröffentlicht!
Von Marion van der Kraats
Berlin - Nach erneuten Böller-Exzessen in der Silvesternacht ermittelt die Berliner Polizei in den eigenen Reihen. Hintergrund ist eine Liste mit Vornamen der Verdächtigen, die "Nius" veröffentlicht hat.
Das Portal des früheren Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt (44) gibt an, die Liste aus Sicherheitskreisen erhalten zu haben. Die Polizei bezeichnete es als inakzeptabel, dass "offenbar illegal Namenslisten von Tatverdächtigen" herausgegeben worden seien. Zuvor hatten rbb und Tagesspiegel berichtet.
"Gegen den oder die Tatverdächtigen, die möglicherweise Namenslisten aus geschützten, internen Polizeisystemen rechtswidrig extrahiert und herausgegeben haben, ermittelt unser Dezernat für Polizei- und Korruptionsdelikte beim Landeskriminalamt", erklärte Polizeisprecher Florian Nath. "Die Herausgabe persönlicher Daten ohne jede rechtliche Grundlage" werde von der Polizei Berlin immer verfolgt.
Angaben zu einem möglichen Migrationshintergrund der Verdächtigen macht die Polizei nicht. Nach Informationen des Portals "Nius" soll die interne Liste mit den Vornamen belegen, dass unter den vielen deutschen Verdächtigen ein Großteil einen Migrationshintergrund hat.
Die Herausgabe dieser Unterlagen sei nicht nur ein Verstoß gegen den Datenschutz, sondern "befeuert nebenher einen unverhältnismäßigen und diskriminierenden Erklärungsansatz für individuelle, strafrechtliche Verhaltensweisen", zitierte der Tagesspiegel Polizeisprecher Nath.
Polizei zog Bilanz aus vergangener Silvesternacht in Berlin
Die Berliner Polizei hatte am Montag aktuelle Zahlen zu Vorfällen in der Silvesternacht veröffentlicht.
Demnach wurden 1453 für Silvester typische Straftaten registriert. 58 Polizisten sowie ein Mitarbeiter eines Rettungsdienstes wurden demnach angegriffen. Verletzt wurden dabei 17 Polizisten, acht davon durch Pyrotechnik.
Laut Polizei wurden insgesamt 670 Verdächtige erfasst. 406 davon besitzen nach den Angaben eine deutsche Staatsangehörigkeit, 264 eine andere. 40 der Verdächtigen sollen Einsatzkräfte angegriffen haben. Dabei handele es sich laut Polizei um 16 Erwachsene, zwölf Heranwachsende und elf Jugendliche sowie ein Kind.
Laut Polizei haben 21 Beschuldigte die deutsche Staatsangehörigkeit, 19 eine andere Staatsangehörigkeit.
Titelfoto: Paul Zinken/dpa