Von Andreas Rabenstein
Berlin - Bei den Ermittlungen gegen einen Berliner Palliativarzt, der mindestens acht schwer kranke Patienten getötet haben soll, ist eine weitere Leiche ausgegraben worden.
Die Arbeiten fanden am frühen Morgen mithilfe eines Baggers auf einem Friedhof in Neukölln statt. Ein Fahrzeug der Gerichtsmedizin war ebenfalls vor Ort.
Staatsanwalts-Sprecher Sebastian Büchner sagte, es handele sich nach aktuellem Stand wohl um die achte sogenannte Exhumierung einer Leiche in diesem Zusammenhang. Um die Todesursache genau zu bestimmen, muss die Gerichtsmedizin die Leiche begutachten und Untersuchungen durchführen.
Zuletzt war von mindestens acht Opfern die Rede. Zahlreiche weitere Patientenakten würden aber überprüft, hieß es. Büchner wollte keine konkrete Zahl nennen. Nach dpa-Informationen sollen es mehr als 40 weitere Akten sein.
Die eigens für den Fall eingerichtete Ermittlungsgruppe des Morddezernats im Berliner Landeskriminalamt (LKA) identifizierte die entsprechenden Verdachtsfälle, in denen es um mögliche weiterer Opfer gehen könnte.
Arzt sitzt seit August in U-Haft
Der Arzt sitzt seit August in Untersuchungshaft. Ursprünglich stand der 40-Jährige im Verdacht, vier Patientinnen im Alter zwischen 72 und 94 Jahren im Juni und Juli in deren Wohnungen getötet zu haben. Dann stieg die Zahl der konkreten Verdachtsfälle auf acht.
Der Verdächtige soll den alten Menschen ein "Gemisch verschiedener Medikamente" verabreicht haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes. Als Motiv sieht sie "Mordlust".
Der Mediziner arbeitete für einen Pflegedienst. Palliativärzte begleiten schwerstkranke Menschen, um deren Schmerzen zu lindern. Die betroffenen Patienten befanden sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft zum Todeszeitpunkt nicht in einer akuten Sterbephase.
Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch Brände, die der Arzt gelegt haben soll, um die Tötung der Patienten zu verdecken.