Attacke am Holocaust-Mahnmal: 19-jähriger Messer-Mann wollte Juden töten

Von Marion van der Kraats, Birgit Zimmermann, Matthias Arnold

Berlin - Die Berliner Staatsanwaltschaft geht beim Angriff auf einen spanischen Touristen im Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals von einem antisemitischen Hintergrund aus.

Ein Mann wurde noch am Abend festgenommen.
Ein Mann wurde noch am Abend festgenommen.  © Ebrahim Noroozi/AP/dpa

Auch die Identität des Mannes ist mittlerweile geklärt: Es handelt sich um einen 19 Jahre alten anerkannten Geflüchteten aus Syrien, der in einer Geflüchtetenunterkunft in Leipzig leben soll.

Die Berliner Staatsanwaltschaft bestätigte auf Anfrage entsprechende Informationen der "Bild"-Zeitung. Dem Bericht zufolge soll es bereits Untersuchungen in der Unterkunft in Leipzig gegeben haben.

Der Angriff selbst hat wohl einen antisemitischen Hintergrund. "Nach bisherigem Kenntnisstand, insbesondere aufgrund entsprechender Äußerungen des Beschuldigten gegenüber der Polizei, soll seit einigen Wochen der Plan in ihm gereift sein, Juden zu töten", teilte die Polizei mit.

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Zudem soll eine religiöse Motivation bestanden haben. Demnach hatte der Mann neben dem Messer als mutmaßlicher Tatwaffe auch einen Koran, einen Zettel mit Versen aus dem Koran sowie einen Gebetsteppich in seinem Rucksack dabei.

Der sächsischen Polizei war der syrische Flüchtling bereits bekannt - wegen verschiedener Straftaten. Er sei jedoch kein Mehrfach- oder Intensivstraftäter, teilte das sächsische Innenministerium mit. Der Mann sei 2023 eingereist und habe seitdem im Freistaat gelebt.

Am Morgen danach gab die Polizei immer mehr Details bekannt.
Am Morgen danach gab die Polizei immer mehr Details bekannt.  © Paul Zinken/dpa

Opfer ist in einem stabilen Zustand

Die Polizei sperrte das Mahnmal weiträumig ab.
Die Polizei sperrte das Mahnmal weiträumig ab.  © Markus Schreiber/AP/dpa

Der 19-Jährige sei in Sachsen polizeibekannt gewesen "mit einfachen Straftaten der allgemeinen Kriminalität". Einen "Staatsschutzbezug" - also einen politischen Hintergrund - habe es bei diesen Taten nicht gegeben.

Der Mann sei vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nach der Genfer Flüchtlingskonvention anerkannt gewesen. Er sei nicht ausreisepflichtig gewesen.

Die Polizei hatte den mutmaßlichen Täter am Freitagabend rund drei Stunden nach der Tat im Bereich des Mahnmals festgenommen. Der Mann hatte nach Schilderung der Polizei bei seiner Festnahme Blut an den Händen.

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Er soll einen Touristen aus Spanien im Stelenfeld des Mahnmals von hinten mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich am Hals verletzt zu haben.

Der 30-Jährige musste notoperiert und zeitweise in ein künstliches Koma versetzt werden. Lebensgefahr bestehe inzwischen nicht mehr, hieß es.

Erstmeldung um 8.41 Uhr, aktualisiert um 14.27 Uhr

Titelfoto: Ebrahim Noroozi/AP/dpa

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