Illegale Autorennen: Berlin bleibt Hotspot für Raser

Berlin - Sie lassen den Motor aufheulen - und geben Gas. Es geht um Protzerei oder illegale Autorennen. Auch liefern sich Straftäter gefährliche Fluchtfahrten mit der Polizei. Berlin gilt als ein Hotspot der Raserei. Das scheint auch so zu bleiben.

Bei diesem Horror-Crash am Treptower Park überlebte der Fahrer als einziger den Unfall. Im März vergangenen Jahres wurde der Mann zu fünf Jahren Haft verurteilt.
Bei diesem Horror-Crash am Treptower Park überlebte der Fahrer als einziger den Unfall. Im März vergangenen Jahres wurde der Mann zu fünf Jahren Haft verurteilt.  © Paul Zinken/dpa

Wegen Rasereien auf Berlins Straßen hat die Justiz in diesem Jahr bereits rund 430 Verfahren eingeleitet.

"Damit ist absehbar, dass die Zahlen höher sein werden als in den Jahren 2021 und 2022", sagte Oberamtsanwalt Andreas Winkelmann der Deutschen Presse-Agentur. Er leitet eine Spezialabteilung für verbotene Kraftfahrzeugrennen in Berlin.

Für das gesamte Jahr 2022 hatten Amtsanwaltschaft und Staatsanwaltschaft 755 Verfahren wegen verbotener Kraftfahrzeugrennen eingeleitet (2021: 799). Die meisten Fälle gab es nach den Angaben bislang im Jahr 2020 mit 871 Fällen.

Berlin: Streit endet blutig: 25-Jähriger in Berlin-Charlottenburg niedergestochen
Berlin Crime Streit endet blutig: 25-Jähriger in Berlin-Charlottenburg niedergestochen

Die Entwicklung der Zahlen führt Winkelmann auch auf stärkere Kontrollen zurück: "Die Polizisten sind viel aktiver als früher und schreiten entschiedener ein." Erst am vergangenen Samstag gab es Geschwindigkeitskontrollen am Kurfürstendamm, der als ein Hotspot für Raser in der Hauptstadt gilt.

Seit einer Gesetzesänderung vor rund sechs Jahren sind laut Winkelmann 3878 Verfahren (Stand: 30. Juni) wegen verbotener Kraftfahrzeugrennen eingeleitet worden. 1653 Fälle davon seien abgeschlossen, darunter seien 1026 Entscheidungen rechtskräftig.

Raserei in Berlin: Täter sind meist junge Männer

Am Tauentzien in Berlin-Charlottenburg krachten am 3. August ein Audi A8 und ein Ford Focus ineinander.
Am Tauentzien in Berlin-Charlottenburg krachten am 3. August ein Audi A8 und ein Ford Focus ineinander.  © Morris Pudwell

Häufig wurden die Raser - meist junge Männer im Alter von 21 bis 30 Jahren - dabei zu Geldstrafen verurteilt. In 65 Fällen mussten erwachsene Täter aber auch ins Gefängnis, bei Jugendlichen war das zwölfmal der Fall. Mit Bewährungsstrafen kamen 119 Erwachsene und sieben jugendliche Raser davon. Es gab 41 Freisprüche.

Nach einer statistischen Erhebung der Berliner Polizei machen Fluchtfahrten etwa ein Drittel aller Raser-Fälle aus, schilderte Winkelmann. Ein klassischer Fall: Polizisten wollen den Fahrer eines sogenannten Koks-Taxis, der über das Internet bestellte Drogen ausliefert, stoppen - und der versucht zu entkommen.

Im Oktober 2017 wurden verbotene Kraftfahrzeugrennen von einer Ordnungswidrigkeit zur Straftat hochgestuft. Seitdem kann schon die Teilnahme an solchen Rennen mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden. Zuvor gab es nur Geldbußen.

Berlin: Schüsse auf Mann in Berlin-Reinickendorf: Täter weiterhin auf der Flucht
Berlin Crime Schüsse auf Mann in Berlin-Reinickendorf: Täter weiterhin auf der Flucht

Der Paragraf 315d im Strafgesetzbuch sieht zudem bis zu zehn Jahre Gefängnis vor, wenn durch ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen der Tod eines anderen Menschen verursacht wird. 2021 hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass auch eine Fluchtfahrt vor der Polizei so bewertet werden kann.

Titelfoto: Paul Zinken/dpa

Mehr zum Thema Berlin Crime: