Fall sorgte für großes Aufsehen: Gedenken zum 20. Todestag von Hatun Sürücü (†23)

Von Marion van der Kraats

Berlin - Ihr Tod bewegt noch immer: Am 7. Februar 2005 wurde Hatun Sürücü (†23) an einer Bushaltestelle in Tempelhof von einem ihrer Brüder erschossen.

Bundesfrauenministerin Lisa Paus (56, Grüne) hat am Donnerstagabend eine Rede bei der Gedenkveranstaltung für Hatun Sürücü gehalten.
Bundesfrauenministerin Lisa Paus (56, Grüne) hat am Donnerstagabend eine Rede bei der Gedenkveranstaltung für Hatun Sürücü gehalten.  © Soeren Stache/dpa

Zum 20. Todestag der Deutsch-Türkin wurde in Berlin mit einer Gedenkveranstaltung ihres Schicksals gedacht.

"Hatun Sürücü wurde nur 23 Jahre alt. Ihr Leben endete viel zu früh. Sie zahlte für ihren Wunsch nach Selbstbestimmung und Freiheit mit dem Tod", erklärte Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (49, SPD) im Vorfeld.

An ihrem Todestag denke man nicht nur an sie, sondern auch "an all die anderen Mädchen und Frauen, die physische und emotionale Gewalt erfahren haben oder getötet wurden", so die SPD-Politikerin.

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Bei einer zentralen Gedenkveranstaltung im Besucherzentrum des ehemaligen Flughafens Tempelhof wollten zahlreiche Teilnehmer aus Politik und Gesellschaft am Vorabend des Todestages ein - wie es hieß - "sichtbares Zeichen des Erinnerns und der Solidarität mit Betroffenen geschlechtsspezifischer Gewalt" setzen. Dabei war am frühen Abend unter anderem Bundesfrauenministerin Lisa Paus (56, Grüne).

Am 7. Februar ist dann ein stilles Gedenken an dem Ort geplant, wo Hatun Sürücü getötet wurde. Ein Gedenkstein erinnert dort an die junge Frau.

Polizei: Auch 2024 17 Femizide in Berlin

Am Tatort in Berlin-Tempelhof werden alljährlich Kränze zum Gedenken an Hatun Sürücü niedergelegt. (Archivfoto)
Am Tatort in Berlin-Tempelhof werden alljährlich Kränze zum Gedenken an Hatun Sürücü niedergelegt. (Archivfoto)  © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Ihre Ermordung löste bundesweit Entsetzen und eine Diskussion um patriarchale Strukturen in muslimischen Einwandererfamilien aus.

Gegen den Willen ihrer Familie hatte Sürücü ihr Kopftuch abgelegt und einen Beruf gelernt. Ihr westlicher Lebensstil verletzte vermeintlich die Ehre der Familie. Nach mehr als neun Jahren Jugendhaft wurde der Täter in die Türkei abgeschoben. Ein Gericht in Istanbul sprach zwei Brüder vom Vorwurf der Mittäterschaft frei.

Jüngere Fälle zeigen, dass weiterhin Frauen sterben, weil ihre Lebensweise nicht akzeptiert wird. Teils geht es um patriarchale Strukturen, häufig um Besitzdenken.

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Die Staatsanwaltschaft zählte im Jahr 2024 sechs Femizide in Berlin. Die Zahlen der Polizei liegen darüber. Nach jüngsten Angaben gab es 17 weibliche Opfer (2023: 12), die im engsten persönlichen Umfeld getötet wurden.

Als Grund für die Differenz nannte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft unterschiedliche Kriterien bei der Einordnung. Die Definition der Justiz sei enger.

Titelfoto: Soeren Stache/dpa

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