Ermittler vermuten zwei weitere Ex-RAF-Terroristen in Berlin: Droht Gefahr?
Hannover/Berlin - Nach der Festnahme der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette (65) vermuten die Ermittler, dass sich ihre Komplizen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg in Berlin aufhalten und gefährlich sein könnten.
Das teilten das Landeskriminalamt Niedersachsen und die Staatsanwaltschaft Verden am Donnerstag mit. Das Landeskriminalamt intensiviere daher die Fahndung in und um Berlin.
Die Adressen der Gesuchten kennen die Ermittler nicht. Aber: Von ihren Wohnungen könnte "ein Gefährdungspotenzial für die Bevölkerung ausgehen", warnen sie mit Blick auf die Waffen- und Sprengmittelfunde bei Klette.
Das LKA Niedersachsen stellte am Abend klar, dass für die Stadt Berlin keine konkrete Gefährdungslage bestehe. Diese sei auch nicht von beiden zunächst als gefährlich eingestuften Gegenständen ausgegangen, auf die aus ermittlungstaktischen Gründen nicht näher eingegangen werden könne.
Es sei dennoch nicht auszuschließen, dass von den gesuchten mutmaßlichen Räubern Staub und Garweg eine Gefahr ausgehen kann. Die Behörden baten die Bürgerinnen und Bürger am Donnerstagnachmittag, die Polizei bei der Fahndung zu unterstützen.
Warnung nicht ohne Grund
Zuvor hatten die Ermittler im Wohnhaus von Klette einen gefährlichen Fund gemacht. Sie entdeckten unter anderem Sprengmittel, eine Panzerfaustgranate und mehrere Waffen. Darunter seien eine Kalaschnikow, eine Maschinenpistole und eine Kurzwaffe samt Munition.
Da liege die Vermutung nahe - so die Ermittler -, dass auch Staub und Garweg Waffen und Sprengstoff gebunkert haben könnten.
Klette war am Montagabend in Berlin-Kreuzberg festgenommen worden. Die 65-Jährige war 30 Jahre untergetaucht und soll mit einer falschen Identität jahrelang in der Hauptstadt gelebt haben.
Der Name, den sie benutzt haben soll, findet sich allerdings nicht auf dem Klingelschild am Eingang des unauffälligen Mietshauses.
Hintergründe reichen weit zurück
Die Staatsanwaltschaft Verden und das Landeskriminalamt Niedersachsen fahndeten seit Jahrzehnten nach Klette sowie den früheren RAF-Terroristen Garweg und Staub.
Sie gehören zur sogenannten dritten Generation der RAF.
In ihrer aktiven Zeit wurden der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991) ermordet sowie Herrhausens Fahrer schwer verletzt.
Die linksextremistische Vereinigung Rote Armee Fraktion (RAF) war über Jahrzehnte der Inbegriff von Terror und Mord im Westen des noch geteilten Deutschlands.
Erstmeldung vom 29. Februar, 16.41 Uhr, zuletzt aktualisiert am 29. Februar, 21.43 Uhr.
Titelfoto: LKA Niedersachsen/BKA/dpa