Anwohner hisst Israel-Flagge bei Pro-Palästina-Demo: Plötzlich steht der Mob vor der Tür
Berlin - Ein Anwohner hisst während einer pro-palästinensischen Demonstration in Berlin eine Israel-Flagge auf seinem Balkon. Dann wird es brenzlig, und ein entfesselter Mob hämmert gegen die Haustür des Mannes.

Nur 19 Sekunden dauert der Videoschnipsel, der seit Samstagnachmittag massenhaft auf X (ehemals Twitter) geteilt wird.
Es sind Sekunden, die es in sich haben: Zu sehen ist eine verschlossene Haustür, im Flur davor befinden sich offenbar mehrere Personen, die bedrohlich an die Tür klopfen.
"Ich bin Palästinenser, und ich wohne hier" und "Warte mal ab, du Wichser", brüllt ein aufgebrachter Mann von draußen. Unwillkürlich hofft der Zuschauer, dass das Schloss den Schlägen gegen die Tür standhalten möge.
Aufgenommen und geteilt hat das Video Finn Wandhoff (23), Mitglied im Bundesvorstand der Jungen Union. Er schrieb dazu: "Habe eine Minute vorher eine israelische Fahne vom Balkon gehalten, als unten eine große Pro-Palästina-Demo lief, mit dem Aufruf zur Intifada."
Ein weiterer Kurzclip zeigt Wandhoff zuvor auf seinem Balkon, gemeinsam mit einer weiteren Person hält er die Israel-Fahne in die Höhe. Die Straße vor dem Haus ist in ein rot-schwarz-weiß-grünes Fahnenmeer getaucht, Hunderte Teilnehmer einer Pro-Palästina-Demo verleihen ihrem Anliegen lautstark Ausdruck.
Wandhoff übt Kritik am Verhalten der Berliner Polizei. Er habe schon vor dem Eintreffen des Demo-Zuges die Fahne hochgehalten und die israelische Nationalhymne abgespielt - die Beamten seien daraufhin in seine Wohnung gekommen und hätten ihn aufgefordert, das Ganze zu unterlassen, so das CDU-Mitglied.
Als die Palästina-Anhänger vor seinem Haus waren, zeigte Wandhoff - laut eigener Aussage ermutigt durch einen Freund - erneut Flagge. Mit den im Video zu sehenden Konsequenzen.
Mitglied der Jungen Union schwenkt Israel-Fahne und fühlt sich von der Polizei alleingelassen

"Nachdem es an die Tür hämmerte und uns gedroht wurde, rief ich die Polizei. Sie nahmen meine Anzeige auf, wieder fiel der Satz 'Aber Sie haben ja auch klar provoziert'", empörte sich der 23-Jährige.
Zivilcourage oder gezielte Provokation? In den Kommentarspalten auf X zumindest erfährt Finn Wandhoff vor allem Zuspruch für seine Aktion. "Die israelische Flagge ist in Deutschland nun Provokation? Ich glaub' das alles nicht mehr!", hieß es dort etwa.
Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober, bei dem mehr als 1200 Israelis getötet wurden, führt der Nahostkonflikt wieder vermehrt zu Auseinandersetzungen der verschiedenen Lager auf Berlins Straßen.
Immer wieder kommt es dabei auf Demonstrationen auch zu antisemitischen Zwischenfällen und zur Glorifizierung der Hamas-Gräuel.
Titelfoto: Screenshot/X/finn_wandhoff (Bildmontage)