Comeback nach Insolvenz: So nutzt dieser Lebensmittelretter seine zweite Chance!

Berlin - Die Online-Plattform für gerettete Lebensmittel "SIRPLUS" feiert ein Comeback. Mit neuen Investoren will Gründer Raphael Fellmer (40) wieder richtig durchstarten. TAG24 sprach mit ihm über seine neuen Pläne.

Raphael Fellmer und Geschäftspartner Alexander Bernikas freuen sich über den Neustart von SIRPLUS.
Raphael Fellmer und Geschäftspartner Alexander Bernikas freuen sich über den Neustart von SIRPLUS.  © Alexis Papageorgiou

Seit 2009 kämpft der 40-Jährige gegen die weltweite Lebensmittelverschwendung. 2017 gründete er SIRPLUS, um Lebensmittel vor der Mülltonne zu retten und weiterzuverkaufen - mit Erfolg! Sieben Jahre lang wurde viel Umsatz gemacht.

Anfangs hatte der Online-Supermarkt für gerettete Lebensmittel sogar sieben Läden in Berlin. Durch Corona musste SIRPLUS 2021 diese Shops schließen und den Verkauf ausschließlich über die Webseite anbieten.

"Das Einkaufsverhalten hat sich damals komplett verändert. Viele Konsumenten sind nicht mehr erst zu SIRPLUS und danach zum Vollsortimenter, sondern direkt zum Vollsortimenter.", erinnert sich Raphael zurück.

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Dadurch haben sie jeden Monat mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Obwohl er Ende 2023 die Mitarbeiterzahl von 90 auf unter 30 reduzierte, musste Fellmer nach einer geplatzten Finanzierungsrunde Anfang 2024 Insolvenz anmelden. Ausschlaggebend hierfür war die generelle Zurückhaltung bei Finanzierungsrunden vor allem im E-Commerce-Food Bereich.

Die beiden Geschäftspartner haben neben hunderten Einzelprodukten nun auch das Abo-Modell "SIRPLUS" eingeführt. Über die Webseite kann diese bestellt und ganz einfach nach Hause geliefert werden.
Die beiden Geschäftspartner haben neben hunderten Einzelprodukten nun auch das Abo-Modell "SIRPLUS" eingeführt. Über die Webseite kann diese bestellt und ganz einfach nach Hause geliefert werden.  © Alexis Papageorgiou

"Das war sehr bitter. Und dennoch stand für mich fest: Mein Herz schlägt seit 15 Jahren für dieses Thema. Sollte es also irgendeine Möglichkeit geben, dass es weitergeht, muss ich das angehen!", so der Gründer.

Vom Insolvenzverwalter sicherte er sich kurzerhand die Markenrechte. Diese beinhalteten die Internet-Domain, den Online-Shop und die Social-Media-Accounts.

Neuer Partner und andere Produkte im Online-Shop

Aus zwei Freunden wurden Geschäftspartner: Alexander Bernikas unterstützt SIRPLUS in den Bereichen Operations, Kundenzufriedenheit und Business Development.
Aus zwei Freunden wurden Geschäftspartner: Alexander Bernikas unterstützt SIRPLUS in den Bereichen Operations, Kundenzufriedenheit und Business Development.  © Alexis Papageorgiou

Vor einigen Jahren lernte der Foodsaving-Aktivist den "TrendRaider"- Gründer, Alexander Bernikas, über Social Media kennen. Die beiden waren von Anfang an auf einer Wellenlänge. Und dennoch war jeder in sein operatives Geschäft verwickelt.

Als Raphael Anfang des Jahres die Insolvenz von SIRPLUS öffentlich machte, stand Alexander ihm zur Seite und sah Potenzial. Sie steckten die Köpfe zusammen und schmiedeten einen gemeinsamen Plan für den Neuaufbau. "Ich fand es immer sehr beeindruckend, dass Raphael, obwohl er eine lange Reise hinter sich hat, Feuer und Flamme für dieses wichtige Thema ist", so der "TrendRaider"- Gründer.

Schnell hatten sie eine gemeinsame Balance für die Finanzplanung, den Business-Plan und die Strategie gefunden. Nun sind beide Gründer Geschäftspartner, beide Marken bleiben bestehen, es ist keine Betriebsübernahme.

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Das Produktangebot wurde nicht nur umstrukturiert, sondern auch ergänzt. Lebensmittel gibt es nur noch verpackt. Kein Obst oder Gemüse mehr. Dafür gibt es nun Haushalts- sowie Wellness- und Lifestyle-Produkte.

"Unser oberstes Ziel für die nächsten Jahre ist natürlich Zero Hunger. Dass alle Menschen genügend zu essen haben. Der Weg ist jedoch in fünf Jahren nicht zu Ende. Daher wollen wir jedes Jahr weiter wachsen und mindestens da ankommen, wo wir schon mal waren", so Raphael zielstrebig. Das wollen sie unter anderem durch enge Partnerschaften und eine optimierte Kostenstruktur erreichen.

Zum Schluss ergänzte der SIRPLUS-Gründer: "Ich bin überzeugt, dass unsere Community zu uns zurückkehren wird."

Titelfoto: Alexis Papageorgiou

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