Alarm bei der BVG: Berlin gehen langsam die Busfahrer aus!

Berlin - Gut 430 Busfahrer will die BVG jährlich ausbilden, doch die Rekrutierung gestaltet sich schwierig: Der Job hat seine Eigenheiten, der Fachkräftemangel ist deutlich zu spüren.

Fahrlehrer Tobias Kutta unterrichtet einen BVG-Fahrschüler auf dem Betriebshof in Berlin-Wedding.
Fahrlehrer Tobias Kutta unterrichtet einen BVG-Fahrschüler auf dem Betriebshof in Berlin-Wedding.  © Joerg Carstensen/dpa

Auf dem Betriebshof an der Müllerstraße bildet die BVG alle Mitarbeiter aus, "die im weitesten Sinne am Lenkrad drehen", sagt Katrin Kern. Sie leitet die Verkehrsakademie in Berlin-Wedding, an der jedes Jahr rund 430 Menschen zu Busfahrern ausgebildet werden sollen.

Das Problem: Der Fachkräftemangel trifft auch die Verkehrsunternehmen. Dass der öffentliche Nahverkehr eine entscheidende Rolle bei der Mobilitätswende einnehmen soll, ja muss, ändert daran nichts. "Zu Monatsbeginn ist ein Kurs mit 30 Teilnehmern gestartet – statt mit 48", sagt Kern.

Sich stundenlang mit einem meterlangen Gefährt durch den Stadtverkehr kämpfen, auch am frühen Morgen, am späten Abend oder gar sonntags ans Lenkrad müssen - das schreckt offensichtlich viele Menschen ab. "Für diese Tätigkeit muss man sich berufen fühlen, da muss man ein Herz für haben", sagt Tobias Kutta, der ebenso wie Kern jahrelang selbst im Fahrdienst unterwegs war.

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Inzwischen ist er Leiter der Fahrschule, bei der BVG arbeitet er nach eigener Aussage seit Jahrzehnten. Und man merkt: Kutta, Typ Anpacker, Typ alte Schule, macht das gerne.

BVG kann wegen Personalmangel derzeit nicht alle Busfahrten wie geplant anbieten

Aufgrund von Personalmangel ist das Angebot der BVG seit August 2022 auf mehr als 30 Buslinien eingeschränkt.
Aufgrund von Personalmangel ist das Angebot der BVG seit August 2022 auf mehr als 30 Buslinien eingeschränkt.  © Jörg Carstensen/dpa

"Der Omnibusfahrer ist bei uns eigentlich ein Filialleiter", schwärmt er. "Der fährt, macht Beratung, verkauft Tickets, ein bisschen Buchhaltung. Er ist für die Sicherheit zuständig und auch fürs Notfall-Management."

Wenn man nur fahren wolle, müsse man sich beim Güterverkehr melden. "Fahrer von Reisebussen finden es oft komisch bei uns, wenn sie alle 20 Minuten eine andere Gruppe im Bus haben. Die wollen dann ihre feste Reisegruppe zurück."

Egal ob Güter- oder Personenverkehr, Reisegruppe oder ÖPNV-Alltag: Die Verkehrsunternehmen in Deutschland haben große Probleme, genügend Bus- und Bahnfahrer zu finden.

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Mindestens die Hälfte der Unternehmen haben im vergangenen Jahr ihren Betrieb wegen Personalmangels zeitweise eingeschränkt - zu diesem Ergebnis kommt eine Branchenumfrage des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

77 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass sie im Fahrdienst bis 2030 mit einem höheren Personalbedarf rechnen. Gleichzeitig werden sie der Umfrage zufolge in genau diesem Bereich bis 2030 die meisten Abgänge verzeichnen.

Auch die BVG kann derzeit nicht alle Busfahrten wie ursprünglich geplant anbieten. Seit August ist das Angebot auf mehr als 30 Linien eingeschränkt, was längere Taktungen zur Folge hat. Ein Ende der Einschränkungen hat das Unternehmen bisher nicht bekannt gegeben.

Verspätungen zweitrangig: "Sicherheit geht vor Fahrzeit"

Tobias Kutta und Katrin Kern sollen an der BVG-Verkehrsakademie eigentlich etwa 430 neue Busfahrer ausbilden.
Tobias Kutta und Katrin Kern sollen an der BVG-Verkehrsakademie eigentlich etwa 430 neue Busfahrer ausbilden.  © Joerg Carstensen/dpa

Wer bei der BVG ohne Busführerschein anfängt, muss zunächst 28 Tage Theorie und 28 Tage Fahrpraxis ableisten, danach folgen einige Tage mit Tarif- und Streckenschulung, auch der Umgang mit Alltagssituationen im Bus wird thematisiert. Anschließend geht es für zwölf bis 18 Tage für Lehrfahrten auf die Straßen Berlins.

"Es ist eigentlich ein schöner Job als Fahrer. Man ist am Puls der Zeit. Man sieht, wo Gebäude entstehen, man erlebt jede Jahreszeit", sagt Akademie-Leiterin Kern.

Sie habe die Jahre als Fahrerin stets genossen und ein großes Vertrauen des Unternehmens wahrgenommen. Es gebe viele Freiheiten im Fahrdienst, das sei manchmal Live-Comedy, erzählt Kutta.

Dass sich der Job ab und zu auch stressig anfühlen kann, verschweigen die beiden aber nicht. "Zwei bis drei Minuten kann man aufholen, wenn man die Linie gut kennt. Ab fünf Minuten denk ich da nicht mehr drüber nach", sagt Kutta über Verspätungen.

Neulingen falle es dagegen nicht immer leicht, einfach über die Verspätungsanzeige hinwegzusehen. Doch das Motto bei der Fahrerausbildung sei klar, sagt Kutta: "Sicherheit geht vor Fahrzeit. Alles andere ist egal."

Titelfoto: Jörg Carstensen/dpa

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