Berlin hat ein dickes Wildschwein-Problem: Kostete die Löwen-Jagd hunderttausende Euro?
Berlin/Kleinmachnow - Die spektakuläre Löwen-Jagd durch Brandenburg und Berlin hat am Freitagmittag sein Ende gefunden und geht als eine der teuersten Safaris aller Zeiten in Deutschlands Annalen ein!
Ein Handy-Video, das die mutmaßliche Raubkatze am Richard-Strauss-Weg in Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) zeigen soll, ging in der Nacht zum Donnerstag (0 Uhr) viral.
Seit dem hielt die vermeintlich ausgebüxte Löwin Einsatzkräfte und Spezialkommandos non-stop auf Trab. Bei der Löwen-Suche kamen neben einem Hubschrauber auch Drohnen mit Wärmebildkameras und sogar ein Panzer zum Einsatz.
Tage und nächtelang streiften auch eingesetzte Stadtjäger und Spürhunde durch die betroffenen Gebiete rund um Kleinmachnow.
Doch trotz zahlreicher Hinweise zu der gesichteten Raubkatze, zuletzt in Zehlendorf, und etwaigem vernommenem Löwengebrüll verliefen alle Suchaktionen im Sand. Was für ein Flop.
Die Lösung scheint ganz einfach zu sein: Womöglich hat es nie eine frei laufende Löwin gegeben. Zwei voneinander unabhängige Experten, einer von ihnen aus Südafrika, analysierten das im Internet kursierende Video zu Körperform und Haltung des gefilmten Tieres.
Sie stellten eindeutig fest: "Es handelt sich höchstwahrscheinlich nur um ein Wildschwein."
Jäger streiften durch Geäst auf der Suche nach der frei laufenden Löwin, die sich wohl als Wildschwein entpuppte
Die Analysen zeigen, dass das abgebildete Tier keine Löwin ist
Es waren vermutlich nur Wildschweine
"Nach allem menschlichen Ermessen gehen wir davon aus, dass es keine Löwin ist", sagte der Bürgermeister von Kleinmachnow, Michael Grubert (63, SPD), bei einer Pressekonferenz am Freitag und präsentierte einen Bilder-Vergleich.
Ein professioneller Spurenleser hat die Bilder zur Identifizierung des Wildtieres zur Verfügung gestellt, auf denen es sich dem Bürgermeister nach "keinesfalls" um eine Löwin handele.
Laut Gubert bestehe dem Bild-Vergleich nach "keine akute Gefährdungslage".
Die abenteuerliche Safari der Polizei erklärte er somit für beendet. Dennoch werden Streifenwagen, insbesondere in der Direktion 4 (Süd) weiterhin wachsam sein und eingehenden Hinweisen nachgehen.
Eigenen Angaben nach war die Polizei Berlin, im Rahmen der Gefahrenabwehr, seit Donnerstag mit rund 200 Einsatzkräften an der erfolglos gebliebenen Suche beteiligt.
Löwen-Jagd ist ein "Skandal": Wildschwein-Safari kostet über 100.000 Euro!
Vize-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Heiko Teggatz (50) sprach gegenüber "Bild" von einer der "teuersten Safaris, die es in Deutschlands Wäldern je gegeben hat". Enorm hohen Kosten seien einfach "verpufft".
"Solch ein Einsatz unter Beteiligung von Hubschraubern, Drohnen und mehreren Hundert Einsatzkräften kostet den Steuerzahler schnell mehrere 100.000 Euro", prognostizierte Teggatz und nannte den Einsatz einen "Skandal".
Auch der Berliner Wildtierexperte Derk Ehlert hatte das viral gegangene Video analysiert und konnte am Freitagmorgen zuvor nur zwei Wildschweine erkennen, die von links nach rechts laufen.
Erstmeldung vom 21. Juli, 16.21 Uhr, aktualisiert am 21. Juli, um 18.24 Uhr.
Titelfoto: Paul Zinken/dpa (Bildmontage)