Waschbären vertreiben: Das könnt Ihr gegen die Wildtiere tun
Auf der Suche nach Nahrung und Unterschlupf dringen Waschbären auch in Gärten und Häuser ein, wo die putzigen Tiere enormen Schaden anrichten können. Mit diesen Tricks kann man die Kleinbären vertreiben und dauerhaft fernhalten.
Pelztierzüchter waren es, welche die ursprünglich aus Nordamerika stammenden Waschbären nach Deutschland brachten. In den 1930er-Jahren wurden die Tiere absichtlich in Hessen ausgesetzt, um das örtliche Ökosystem zu bereichern. Im Zweiten Weltkrieg gelangten weitere Tiere bei der Zerstörung einer Pelzfarm in der Nähe von Berlin die Freiheit.
Seitdem wächst die Population, und die Waschbären sind mittlerweile in ganz Deutschland verbreitet. Wie viele Tiere genau sind, ist unklar, jedoch geht man davon aus, dass die Zahl über einer halben Million liegt.
Einen Anhaltspunkt bietet die "Jahresstrecke für Waschbären" vom Deutschen Jagdverband e. V. (DJV), aus welcher hervorgeht, dass im Jagdjahr 2019/20 in Deutschland insgesamt 202.293 Waschbären, davon 36.900 Waschbären allein in Brandenburg, geschossen wurden. Die Tendenz der Abschüsse ist steigend.
Da der natürliche Lebensraum der Waschbären sich immer weiter verkleinert, leben die Tiere inzwischen auch in Städten und anderen besiedelten Gebieten.
Weitere Ratgeber findest Du im Bereich "Naturgarten".
Der Waschbär wird zum Problem
Zwischen Tierschützern, Politikern und Jägern ist es umstritten, inwieweit ein Anstieg der Waschbärenpopulation das Ökosystem dauerhaft schädigt. Die Waschbären vermehren sich rasant, weil sie außer Greifvögel in der freien Natur kaum natürliche Feinde haben, die Weibchen jährlich bis zu drei Junge zur Welt bringen und sie sehr anpassungsfähig sind.
Der Waschbär (Procyon lotor) steht jedoch seit dem 3. August 2016 auf der Liste invasiver gebietsfremder Arten der Europäischen Union, welche Tier- und Pflanzenarten auflistet, die einen negativen Effekt auf das heimische Ökosystem haben. Aus diesem Grund gelten gesonderte Regelungen für die Haltung und den Transport von Waschbären sowie spezielle Vorgaben und Meldepflicht bei deren Sichtung.
Ihr niedliches Äußeres lässt so manches Herz erweichen, weswegen Waschbären von Menschen gefüttert und auch als Haustiere gehalten werden. Der Besitz von Waschbären ist in Deutschland genehmigungspflichtig und unterliegt strengen Vorschriften wie z. B. das Vorhandensein eines Außengeheges.
Spätestens ab Geschlechtsreife können die Tiere sehr aggressiv werden und schwere Verletzungen verursachen, auch lassen sie sich nicht erziehen. Waschbären, die einmal in Gefangenschaft gehalten wurden, dürfen nicht wieder ausgewildert werden, wogegen sich jedoch manche widersetzen, weil sie mit den Tieren überfordert sind.
Waschbären zählen zu den größten Krankheitsüberträgern, denn sie geben Zecken, Flöhe und Läuse an anderen Tiere und den Menschen weiter. Außerdem verbreiten die Tollwut und andere infektiöse Krankheiten.
In einigen Großstädten werden die nachtaktiven Waschbären regelrecht zu einer Plage und räumen Mülltonnen aus, beschädigen Hauswände, greifen Haustiere an und zerstören Dächer. Vor den Tieren ist auch der schön bepflanzte Garten nicht sicher, denn die Tiere durchgraben Beet und durchwühlen den Kompost.
Um die Tiere zu dezimieren, ist der Waschbär mittlerweile in manchen deutschen Bundesländern ganzjährig zum Abschuss freigegeben.
Was fressen Waschbären?
Waschbären gelten als Allesfresser, die das fressen, was sie gerade kriegen können.
In ihrer natürlichen Umgebung jagen Waschbären hauptsächlich an Gewässern. Ohne mit den Augen nach der Beute zu suchen, tasten sie mit ihren empfindlichen Vorderpfoten den Boden unter Wasser nach Krebsen, Muscheln, Fröschen und kleinen Fischen ab. Dieser Jagdmethode verdanken sie auch ihren Namen, da sie den Anschein erwecken, sie würden ihr Essen oder ihre Pfoten waschen. Darüber hinaus fressen Waschbären auch Vögel, Salamander, Echsen, Mäuse, Obst, Eier und Nüsse.
Reicht das natürliche Nahrungsangebot nicht mehr aus, verschlägt es die Waschbären in die von Menschen besiedelten Gebiete. Dort fressen sie Fallobst, Essensreste aus dem Müll und auf dem Kompost, aber auch das Futter für die Haustiere und aus Vogelhäusern.
Hungrige Waschbären werden von dem Geruch nach Fleisch, Fisch, überreifem Obst, Milchprodukten und Brot angelockt. Manchmal bedienen sich Waschbären im Kaninchen- oder Hühnerstall, wo sie sowohl Huhn als auch Ei fressen.
Woran kann die Anwesenheit von Waschbären erkennen?
Folgende Anzeichen verweisen auf Waschbären:
- Geräusche auf dem Dachboden
- Ausgeräumte Mülltonne oder Kompost
- zerstörte Müllsäcke
- durchwühlte Beete
- verteilte Nahrungsreste
- Geruch nach Kot, Urin und fauligem Essen
- Löcher in der Hauswand
- fehlende Dachziegel
- verletzte oder getötete Vögel und Haustiere
- beschädigte Vogelnester und -häuser
- einer Menschenhand ähnliche Pfotenabdrücke
Waschbären sind nachtaktiv und schlafen tagsüber in Baumhöhlen oder auf dem Dachboden. Die Tiere an sich riechen kaum, aber sie verrichten ihr Geschäft meist an derselben Stelle, welche mit der Zeit unangenehme Gerüche verströmt. Außerdem hinterlassen sie in ihrem Unterschlupf Essenreste, welche schnell faulig riechen.
Was kann man gegen Waschbären tun?
Ist ein Waschbär bereits in das Haus eingezogen, dann ist es schwierig, ihn wieder zu vertreiben. Aus diesem Grund ist es ratsam, präventive Aktionen zu ergreifen, um die Waschbären fernzuhalten.
Präventive Maßnahmen gegen Waschbären
Diese präventiven Maßnahmen halten Waschbären fern:
- Müllsäcke nicht über Nacht vor das Haus stellen
- verschließbare Mülltonnen, Kompostkästen
- alle Kletterhilfen in der Nähe von Mülltonnen, Kompost beseitigen
- keine Essensreste, Fallobst und Nüsse frei herumliegen lassen
- Haustiere nur drinnen füttern
- Baumschnitt
- Kletterschutz für Regenrinnen, Holzsäulen, Baumstamm
- glatte Bretter an Hausecken und -fassaden anbringen
- elektrischer Zaun an der Dachrinne oder um den Garten herum
- Metallgitter auf dem Schornstein befestigen
- Schallgeräte, Bewegungsmelder mit Blitzlicht anbringen
- Löcher, Lücken oder andere mögliche Zugänge zum Dach und Grundstück verschließen
- Katzenklappe in der Nacht verschließen
- Hühner- und Kaninchenställe umzäunen
Waschbären fernhalten: Das solltest Du beachten
Der Baumschnitt und der Kletterschutz verhindern nicht nur, dass Waschbären in das Haus gelangen, sondern ebenso den unerwünschten Besuch von Katzen oder Marder. Beim Beschneiden der Bäume und Hecken ist darauf zu achten, dass diese mindestens einen Meter Abstand zum Haus halten und die Äste erst einen Meter über dem Boden beginnen. Der glatte Kletterschutz z. B. eine Blechmanschette sollte mindestens 60 Zentimeter lang und hoch sein. Ein Stacheldraht ist für Waschbären eher eine Kletterhilfe als eine effektive Abwehr.
Es gibt verschiedene Fallen, welche dazu dienen, die Waschbären lebend zu fangen. Diese dürfen teilweise nicht selbstständig bzw. nur mit dem nötigen Fachwissen aufgestellt werden. Wenn der Waschbär gefangen ist, bleibt noch zu klären, wo man das Tier hinbringen kann.
Leider können viele Tierparks aufgrund des Übermaßes die Waschbären nicht mehr aufnehmen. Waschbären fallen unter das Jagdrecht und stehen auf der invasiven Liste, weswegen man den Jagdpächter oder die Polizei verständigen muss, bevor das Tier irgendwo hingebracht oder ausgesetzt wird. Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass diese das Tier wahrscheinlich mittels Abschuss oder Spritze töten werden.
Waschbären vertreiben: Hausmittel und andere Maßnahmen
Waschbären besitzen ein sehr empfindliches Gehör, einen sensiblen Geruchssinn und sind eigentlich menschenscheu. Sie keine Störungen jeglicher Art, was man sich zunutze machen kann, wenn man bereits Waschbären im Haus oder Garten hat.
Diese Handlungen und Hausmittel vertreiben Waschbären:
- abendliche Rundgänge mit Taschenlampe durch Haus und Garten
- Ultraschallgeräte im Innenbereich anbringen
- Lärm wie z. B. laute Musik auf dem Dachboden machen
- Bewegungsmelder mit Blitzlicht, Alarmgeräuschen oder Wasserspritzen anbringen
- Garten-Sprenger nachts laufen lassen
- Metallstücke, Glöckchen an einer Schnur vor Eingänge und auf dem Dachboden anbringen
- den Duft von Chili, Lavendel, Cayennepfeffer und chemische Gerüche wie Klostein, Mottenkugeln verteilen
Hinweis: Die Hausmittel und Ultraschall eignen sich nur für den Innenbereich, da sie unter freiem Himmel nur eine geringe Reichweite haben und da der Waschbär ausweichen könnte.
Die Waschbären breiten sich in Deutschland immer weiter aus. Haus- und Gartenbesitzer sollten frühzeitig entsprechende Vorkehrungen treffen, um die pelzigen Untermieter fernzuhalten.
Titelfoto: Unsplash / Pete Nuij