Antisemitismus gegen Gil Ofarim? Leipziger Hotel unter Polizeischutz

Leipzig - Schwere Antisemitismus-Vorwürfe von Gil Ofarim (39). Dem Musiker soll in einem renommierten Leipziger Hotel der Check-In wegen eines getragenen Davidsterns verwehrt worden sein. Das Hotel hat sich zu dem Fall geäußert und steht unter Polizeischutz.

Gil Ofarim (39) sitzt aufgelöst vor einem Leipziger Hotel. Er soll beim Check-In Antisemitismus erfahren haben.
Gil Ofarim (39) sitzt aufgelöst vor einem Leipziger Hotel. Er soll beim Check-In Antisemitismus erfahren haben.  © Instagram/gilofarim

Am Dienstagmorgen veröffentlichte der "Let's Dance"-Gewinner von 2017 ein Video über seinen Instagram-Account, in dem er sichtlich niedergeschlagen und fassungslos wirkt.

"Ich bin sprachlos", beginnt er sein Statement. Er habe am Montagabend das Westin-Hotel betreten und einchecken wollen, nachdem er für eine MDR-Aufzeichnung vor der Kamera gestanden hatte.

Es habe eine lange Warteschlange an der Rezeption wegen Computerproblemen gegeben. Am Counter sei ein als Herr W. bezeichneter Mitarbeiter tätig gewesen, der Ofarim "eine Person nach der anderen vorgezogen" habe.

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Nach einer Viertelstunde habe er sich erkundigen wollen, weshalb er warten müsse und später erschienene Gäste vor ihm einchecken durften: "Das ist nicht in Ordnung!"

Der Rezeptionist habe geantwortet: "Um die Schlange zu entzerren." Der Sänger habe angemerkt, auch in der Schlange zu stehen.

"Und da ruft irgendeiner aus der Ecke: 'Pack deinen Stern ein!'" Er soll auf die Kette des 39-Jährigen verwiesen haben, an dem ein Davidstern - das Symbol des Judentums - hängt. Auch "Herr W." soll "Packen Sie Ihren Stern ein" gesagt haben. Erst danach dürfe er einchecken.

Gil Ofarims Statement im Video:

Stellungnahme des Westin Hotels: "Wir ermitteln mit Hochdruck, was hier passiert ist!"

Das Westin-Hotel in Leipzig. Hier soll sich der Vorfall abgespielt haben.
Das Westin-Hotel in Leipzig. Hier soll sich der Vorfall abgespielt haben.  © IMAGO / VIADATA

Gil Ofarim - Sohn des israelischen Sängers Abi Ofarim (†80) - beendet sein Video, in dem er sich offenbar mehrmals Tränen verdrücken muss, mit den Worten: "Wirklich? Deutschland 2021..."

Unter dem Post schrieb er: "warum?.. haben wir denn nichts nichts aus der vergangenheit gelernt?..bin sprachlos!.. es ist nicht das erste mal, aber irgendwann reicht es …" (Rechtschreibung übernommen)

Via Social Media hagelte es sofort Kritik und Unverständnis, auch Politiker meldeten sich zu Wort. FDP-Bundesvorstandsmitglied Marie-Agnes Strack-Zimmermann (63) schrieb zum Beispiel: "Unerträglich und inakzeptabel. #Antisemitismus darf keinen Platz bei uns haben und muss an der Wurzel bekämpft werden. @Marriott muss umgehend Konsequenzen ziehen."

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Anna Staroselski (25), Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, ergänzte: "Es reicht! Wir wollen uns nicht mehr verstecken!"

Ein Sprecher des Westin Leipzig teilte auf TAG24-Anfrage mit: "Wir sind betroffen von diesem Bericht und nehmen diese Angelegenheit sehr ernst. Wir versuchen mit allen Mitteln, Herrn Ofarim zu kontaktieren, während wir mit Hochdruck ermitteln, was hier passiert ist."

Und weiter: "Unser Ziel ist es, alle unsere Gäste und Mitarbeiter, unabhängig von ihrer Religion, gegenseitig integrativ, respektvoll und unterstützend zu behandeln." Laut der LVZ sollen "die betreffenden Mitarbeiter" beurlaubt worden sein. Eine direkte Bestätigung war von dem Hotel am Dienstagabend allerdings zunächst nicht zu bekommen.

Westin Leipzig unter Polizeischutz - Kundgebung geplant

Polizei vor dem Leipziger Westin.
Polizei vor dem Leipziger Westin.  © News5

Ofarim selbst wollte sich zu dem Vorfall am Dienstag auf dpa-Anfrage zunächst nicht äußern. Laut seinem Management erwägt er, eine Strafanzeige zu stellen. Bisher habe es keine offizielle Entschuldigung seitens des Hotels gegeben. Er müsse die Vorkommnisse in Leipzig erst einmal verdauen und sei sichtlich schockiert.

"Heute wäre der Geburtstag seines Vaters gewesen, deshalb möchte er zu diesem Thema auch erst einmal keine weiteren persönlichen Interviews geben", hieß es. Der Tag sei generell schon schwer genug für ihn. Man bitte um Nachsicht und Verständnis.

Der Leipziger Polizeisprecher Olaf Hoppe sagte unterdessen, dass die mutmaßliche Aussage des Hotelangestellten für ihn "klar antisemitisch" sei. Die Polizei werde Inhalte des Videos an die Staatsanwaltschaft weiterleiten, die eine strafrechtliche Relevanz prüfe. Je nach Ergebnis werde dann weiter ermittelt oder nicht.

Das Hotel steht mittlerweile unter Polizeischutz. Ein Mannschaftswagen hat sich auf der Keilstraße vor dem Gebäude positioniert.

Zudem hat das Bündnis "Leipzig nimmt Platz" für 19 Uhr eine Kundgebung mit der Botschaft "Kein Platz für Antisemitismus" vor dem Westin geplant.

Titelfoto: Bildmontage: NEWS5 & Instagram/gilofarim

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