Mord im Hafenspeicher: Sachse (†25) war gefesselt und wurde gefoltert

Leipzig - Bei dem vor knapp zwei Wochen in einem alten Speicher am Lindenauer Hafen in Leipzig gefundenen Toten handelt es sich um das Opfer eines grausamen Mordes. Wie die Polizei am Dienstag informierte, konnte das Opfer inzwischen als 25-jähriger Sachse identifiziert werden. Vor seiner Tötung ist er offenbar gefoltert worden.

Polizisten tragen Beweisstücke aus dem Speicher, darunter ein markantes Shirt, das vermutlich dem Toten gehörte.
Polizisten tragen Beweisstücke aus dem Speicher, darunter ein markantes Shirt, das vermutlich dem Toten gehörte.  © Silvio Bürger

Seit dem Fund der Leiche durch zwei "Lost Places"-Fotografen am Morgen des 27. Juli untersuchen Kriminalisten unaufhörlich das weiträumige Hafengelände. Mehrfach waren seither Polizeitaucher im Hafenbecken und im Karl-Heine-Kanal auf der Suche nach Beweismitteln.

Am vergangenen Freitag gab es dann den ersten Durchbruch in den Ermittlungen. Anhand seiner markanten Tätowierungen konnte der Tote endlich identifiziert werden.

Es handelt sich nach Angaben der Kripo um einen aus dem südlichen Sachsen stammenden Deutschen, der schon länger in Leipzig lebte.

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Die letzten Stunden seines Lebens müssen eine Tortur gewesen sein. Der 25-Jährige wurde mit auf dem Rücken gefesselten Händen in einer Kellerkammer des Speichers gefunden. Teile des bereits stark verwesenden Körpers lagen in einem mit Wasser gefüllten Schacht.

Die Obduktionsergebnisse lassen darauf schließen, dass der Mann vor seinem Tod misshandelt, möglicherweise sogar gefoltert wurde.

Die Speichergebäude am Lindenauer Hafen wurden Ende der 1930er-Jahre gebaut. Im Kellergeschoss des vorderen, das zu DDR-Zeiten als Ölmühle diente und 1966 bei einer Staubexplosion schwer beschädigt wurde, lag die Leiche.
Die Speichergebäude am Lindenauer Hafen wurden Ende der 1930er-Jahre gebaut. Im Kellergeschoss des vorderen, das zu DDR-Zeiten als Ölmühle diente und 1966 bei einer Staubexplosion schwer beschädigt wurde, lag die Leiche.  © Polizeidirektion Leipzig
Im Hafenbecken suchen Polizeitaucher nach Beweismitteln.
Im Hafenbecken suchen Polizeitaucher nach Beweismitteln.  © Silvio Bürger

Leiche am Lindenauer Hafen: Polizei sucht Mörder auf Fotos und Videos

Mit einem Fährtenhund suchen Polizisten zudem die oberen Etagen des Speichergebäudes ab.
Mit einem Fährtenhund suchen Polizisten zudem die oberen Etagen des Speichergebäudes ab.  © Silvio Bürger

Was den Ermittlern noch Rätsel aufgibt: Der versteckt gelegene Kellerraum war zugemauert und nur durch ein enges Loch in der Wand erreichbar. Ob der oder die Mörder hier die Leiche hineinhievten oder das Opfer noch selbst durch das Loch in den Raum kletterte und erst hier zu Tode kam, ist noch unklar.

Nach der Identifizierung des Toten untersuchten Kriminalisten am Wochenende die letzte Bleibe des Mannes. Mordermittler verschafften sich derweil einen Überblick über den Bekanntenkreis des 25-Jährigen. Details dazu wollten Polizei und Staatsanwaltschaft nicht nennen, auch zur genauen Todesart wurden noch keine Angaben gemacht.

Allerdings starteten die Ermittler gestern einen Zeugenaufruf. Gesucht werden Foto- und Videoaufnahmen, die seit Mitte Juni auf dem bei "Lost Places"-Fotografen und Graffiti-Sprayern beliebten Speicher-Gelände gemacht wurden.

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Die Mordkommission erhofft sich dadurch Hinweise auf Personen, die sich dort in den vergangenen Wochen aufgehalten haben. Zudem wurde Material aus Überwachungskameras umliegender Firmen gesichert. Vielleicht taucht auf den Bildern ja auch ein Bekannter des Mordopfers auf ...

Titelfoto: Montage Silvio Bürger ; Polizeidirektion Leipzig

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