Platten-Platz am Neustädter Markt plötzlich unter Denkmalschutz
Dresden - Die Flächen rund um den Neustädter Markt sollen bebaut und aufgewertet werden. Der städtebauliche Wettbewerb hat stattgefunden, die erste Bürgerbeteiligung steht kurz bevor. Und jetzt das: Das Landesamt für Denkmalpflege stellt den kompletten Platten-Platz unter Denkmalschutz. Das hat enorme Auswirkungen.

"Der Neustädter Markt ist mit all seinen Elementen ein hervorragend überliefertes Zeugnis eines lange gereiften, städtebaulichen und freiraumplanerischen Projekts der DDR", sagt Landeskonservator Alf Furkert (56).
Der "barocke Duktus" der Hauptstraße sei mit den Mitteln der damaligen Zeit neu interpretiert wurden.
Zum ersten Mal habe das DDR-Regime nicht mehr alles platt gemacht, sondern Historisches erhalten und einbezogen.
Geschützt sind daher (übrigens auf Antrag der Stadt) ab sofort: DDR-Plattenbauten, Grünanlagen, Kleinarchitektur, Denkmäler, Mobiliar und: die vierspurige Köpckestraße samt Großer Meißner Straße!
Damit dürfen die DDR-Platten nicht einfach abgerissen, baulich verändert oder zugebaut werden.
Denkmalschutz stellt Stadtplaner vor große Herausforderung



Auch Eingriffe an der Straßenbreite bedürfen der Zustimmung des Denkmalamtes.
Aus Sicht der Denkmalschützer ein mutiger Schritt, der die Wirkung des Platzes bestätigt. Für die Stadtplaner eine Herausforderung.
Die Überlegungen zur Neugestaltung von Platz und Umgebung sehen bisher eine Verkleinerung der Straße vor.
Der Bauexperte der Grünen im Stadtrat, Thomas Löser (49): "Es ist gut, das der Markt als Gesamtheit geschützt ist. Damit kann aber nicht gemeint sein, dass die Straßen in der aktuellen Breite erhalten bleiben müssen."
Baubürgermeister Stephan Kühn (41, Grüne) will den neuen Schutz-Status "in gebotener Weise berücksichtigen".
Professorin Erika Schmidt (76) von der "Neustädter Freiheit": "Eine schlichtweg sachgerechte und angemessene Formalie. Der Schritt kommt zur rechten Zeit."

Wann startet der Bau des Narrenhäusels?

Wenige Meter vom Neustädter Markt entfernt hätten sich längst die Kräne für den geplanten Wiederaufbau des Narrenhäusels drehen müssen. Doch noch ist nichts passiert.
Bauunternehmer Frank Wießner (46): "Wenn es nach mir gehen würde, könnte längst gebaut werden. Doch die bürokratischen Forderungen vom Amt überschreiten das normale Maß."
So hat Wießner beispielsweise die Plätze im Restaurant verkleinert, dennoch muss ein neues Brandschutzgutachten erfolgen.
Bis vor Kurzem war auch die Müllabfuhr völlig ungeklärt.
Mittlerweile will die Stadt erlauben, dass Lkws auf der Augustusbrücke halten dürfen und so das Narrenhäusel erreichen können.

Lassen sich alle Probleme ähnlich lösen, scheint ein Baubeginn im Frühjahr 2022 möglich.
Titelfoto: Steffen Füssel