Aufregung um Abschiebung: Sachse soll nach Serbien, obwohl der nie dort lebte

Chemnitz - In Chemnitz und Leipzig formiert sich breiter Protest gegen die Abschiebung von Robert Azirovic (30) nach Serbien. Zwei Landtagsabgeordnete unterstützen die Bemühungen.

Frank Richter (64, SPD) ist empört über das Vorgehen im Fall des Chemnitzers Robert Azirovic.
Frank Richter (64, SPD) ist empört über das Vorgehen im Fall des Chemnitzers Robert Azirovic.  © Eric Münch

Frank Richter (64, SPD) empört: "Robert Azirovic soll in ein Land abgeschoben werden, in dem er noch niemals war."

Der Parlamentarier erzählt: Robert Azirovic hatte am 12. Juli einen regulären Termin in der Ausländerbehörde Chemnitz. Er hatte nach 30 Jahren eine Geburtsurkunde und damit eine Identität bekommen.

Die Behörde sollte die Daten eintragen und seine Duldung verlängern. Doch das passierte nicht. Stattdessen verhaftete man ihn.

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Azirovic wurde einer Richterin in Dresden vorgeführt. Diese gab dem Antrag der Landesdirektion Sachsen recht und ordnete die direkte Überstellung ins Abschiebegefängnis an.

Nun ist davon auszugehen, dass der Mann, der seit fast drei Jahrzehnten in Chemnitz lebt, schon in wenigen Tagen abgeschoben wird.

Petition soll Spontan-Abschiebung in Sachsen verhindern

Die migrationspolitische Sprecherin der Grünen, Petra Cagalj Sejdi (46), versteht nicht, warum so rigoros vorgegangen wird.
Die migrationspolitische Sprecherin der Grünen, Petra Cagalj Sejdi (46), versteht nicht, warum so rigoros vorgegangen wird.  © PR/Elenor Breusing

Frank Richter: "Einerseits: nach formal-juristischen Kriterien scheint alles rechtens zu sein. Robert Azirovic war ausreisepflichtig. Er hatte sich im Zusammenhang eines Drogendelikts strafbar gemacht. Andererseits: Robert Azirovic hat zuvor 27 Jahre straffrei in Deutschland gelebt."

Nach Richters Kenntnis hatte sich Azirovic intensiv um Arbeit bemüht, bekam aber von der Ausländerbehörde Chemnitz keine Beschäftigungserlaubnis. Azirovics Mutter ist Serbin. Sein Geburtsort heißt Hertogenbosch (Niederlande).

Petra Cagalj Sejdi (46, Grüne) erklärt als migrationspolitische Sprecherin ihrer Partei: "Es ist für mich völlig unverständlich, dass Robert in ein Land abgeschoben wird, in dem er nie war und zu dem er keinen Bezug hat. Stattdessen hätte man ihm endlich eine Beschäftigungserlaubnis geben müssen, damit er endlich arbeiten und seinen Lebensunterhalt selbst verdienen kann, so wie alle anderen Menschen auch."

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Der Verband der Roma und Sinti in Sachsen "Romano Sumnal" hat am Freitag auf der Plattform openpetition.eu eine Petition gestartet. Er sieht Zeichen für strukturellen Antiziganismus.

Azirovic hätte im Projekt "Roma in Sachsen" arbeiten sollen. Der Verband erklärt: "Wir fordern seine Freilassung und endliche einen Aufenthalt und eine Beschäftigungserlaubnis."

Titelfoto: Montage: PR/Elenor Breusing, Eric Münch

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